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sie hoffte, zuerst jemand anzutreffen, ehe sie an einer Stubenthüre anpochte, 
— da stand eine betagte, freundliche Frau von vornehmem Ansehen in dem 
Hofe und fütterte das Geflügel, die Hühner, die Tauben und die Pfauen. 
„Was willst du hier, mein Kind?" Franziska faßte ein Herz zu der 
vornehmen, freundlichen Frau und erzählte ihr ihre ganze Geschichte. „Ich 
bin auch ein armes Hühnlein, das Eures Brotes bedarf," sagte Franziska 
und bat sie um Dienst. Die Frau aber gewann Zutrauen zu der Be¬ 
scheidenheit und Unschuld und zu dem nassen Auge des Mädchens und 
sagte: „Sei zufrieden, mein Kind! Gott wird dir den Segen deiner 
Mutter nicht schuldig bleiben. Ich will dir Dienst geben und für dich 
sorgen, wenn du brav bist." Denn die Frau dachte: „Wer kann wissen, 
ob nicht der liebe Gott mich bestimmt hat, ihre Vergelterin zu sein!" Und 
sie war eines reichen Rotterdamer Kaufmanns Witwe, von Geburt aber 
eine Engländerin. 
Also wurde Franziska zuerst Hausmagd, und als sie gut und tnu 
erfunden ward, wurde sie Stubenmagd, und ihre Gebieterin gewann sie 
lieb, und als sie immer feiner und verständiger ward, wurde sie Kammer¬ 
jungfer. Aber jetzt ist sie noch nicht alles, was sie wird. 
Im Frühling, als die Rosen blühten, kam aus Genua ein Vetter 
der vornehmen Frau, ein junger Engländer, zu ihr auf Besuch nach 
Rotterdam. Er besuchte sie fast alle Jahre um diese Zeit, und als sie 
eins und das andere hinüber- und herüberredeten, trat heiter und lächelnd, 
mit allen Reizen der Jugend und Unschuld geschmückt, Franziska in das 
Zimmer, um etwas aufzuräumen oder zurecht zu legen, und dem jungen 
Engländer, als er sie erblickte, ward es sonderbarlich um das Herz. 
„Tante", sagte er zu seiner Base, „Ihr habt ein bildschönes Mädchen 
zur Kammerjungfer. Es ist schade, daß sie nicht mehr ist als das." Die 
Tante sagte: „Sie ist eine arme Waise aus Deutschland. Sie ist nicht 
nur schön, sondern auch verständig, und nicht nur verständig, sondern auch 
fromm und tugendhaft und ist mir lieb geworden als mein Kind." Der 
Vetter dachte, das lautet nicht bitter, und einige Tage darauf gestand er 
der Tante seine Liebe zu dem Mädchen, und daß er sie heiraten möchte. 
Also geschah der Versprach. Aber es gehörte viel Zureden dazu, die 
Demut der frommen Magd zu ihrer Einwilligung zu bewegen. 
Jetzt blieb sie noch ein Jahr bei ihrer bisherigen Gebieterin, aber 
nicht mehr als Kammermädchen, sondern als Freundin und Verwandte in 
dem reichen Haus mit vergoldetem Fenstergitter, und noch in dieser Zeit 
lernte sie die englische Sprache, die französische, das Klavierspielen, und 
was sonst ein Kammermädchen nicht zu wissen braucht, aber eine vor¬ 
nehme Frau, das lernte sie alles. Nach einem Jahre kam der Bräutigam,
	        
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