Full text: Bilder aus der vaterländischen Geschichte der Neuzeit

46 11. Aus der Zeit Wilhelms I. 
Die Verluste häufen sich. Major v. Hennings hält mit dem Bataillons¬ 
adjutanten, jede Deckung verschmähend, hinter der Schützenlinie und er¬ 
teilt mit großer Ruhe seine Befehle. Eben steigt er vom Pferde, da 
durchbohrt eine tödliche Kugel seinen Hals. Leutnant Zieger will ihn 
mit zwei Musketieren hinter eine zerbrochene Protze, schaffen, dabei wird 
einer der Träger erschossen. Hauptmann v. Monbart, dem bereits das 
Pferd unter dem Leibe getötet und dessen Arm durch zwei Schüsse ge¬ 
streift ist, übernimmt die Führung des Bataillons. Alles ist jetzt be¬ 
müht, in dem fürchterlichen Feuer Deckung zu finden. Nur der Regi¬ 
mentstambour Menzhausen steht noch aufrecht, schwingt seinen Trommel¬ 
stock und feuert seine Kameraden an. Erst als ihm eine Kugel den Stock 
in der Hand zerschossen und eine andere seinen Helm durchlocht hat, 
wirft er sich nieder, ergreift ein Gewehr und feuert lebhaft mit. Immer 
neue Regimenter werden vom Feinde vorgeschoben; die Schützen müssen 
verstärkt werden; unser Zug schwärmt in die Schützenlinie. Mit anderen 
Bataillonen zusammen unternehmen wir einen Vorstoß und nähern uns 
dem Feinde bis auf 400 m. Die Kolonnen des Feindes überschütten 
uns mit ununterbrochenem Salvenfeuer; dennoch gelingt es uns, die ge¬ 
wonnene Stellung zu behaupten. 20 Mitrailleusen richten jetzt ihr 
Feuer gegen unsere Kompagnien, davon treffen 4 unsere Flanke von einer 
Straße aus, in deren Gräben sich feindliche Schützen eingenistet haben. 
Plötzlich verstärkt sich das feindliche Feuer zu noch nicht dagewesener 
Höhe. Die schon einmal abgelösten französischen Schützen erhalten durch 
Garderegimenter aufs neue Ablösung und Unterstützung. Unter dem 
verstärkten Feuer ihrer Batterien unternehmen sie einen Vorstoß. Er 
wird trotz der Übermacht zurückgewiesen; die Garde weicht zurück in die 
Schlucht; der beabsichtigte Durchbruch ist gescheitert. So lagen wir 
von 5 bis 7 Uhr in dem furchtbarsten Feuer. Da sahen wir, daß ein 
Teil der Bedienungsmannschaften von den feindlichen Batterien flüchtet. 
Jetzt ist es Zeit, die Geschütze zu nehmen. Seit vier Stunden haben 
sie Tod und Verderben in unsere Reihen geschleudert. Hauptmann 
v. Monbart voran; wir mit kräftigem Hurra hinterdrein, hinab in die 
Schlucht, den jenseitigen Hang hinan! Wir sehen dem Gegner ins 
Weiße des Auges. Fast sind die Vordersten an den Geschützen. Da 
erscheinen neue französische Kolonnen und überschütten uns, die wir 
bereits gänzlich erschöpft sind, mit mörderischem Nahfeuer. Unsere Kom¬ 
pagnien stutzen — und sie müssen zurück nach der Schlucht, überschüttet 
vom Feuer des Feindes. Einer stürzt nach dem andern; unserm Kom¬ 
pagnieführer zerschmettert ein Granatsplitter die Stirn. Unser Feld¬ 
webel sammelt, selbst blutend, die kleine Schar hinter einem Wald- 
vorsprunge." 
5. Sedan. Als die geschlagenen französischen Truppen in Metz 
eingeschlossen waren, suchte ein anderes feindliches Heer sie zu befreien. 
Aber die Deutschen kamen den Franzosen zuvor und griffen sie an, ehe 
sie Metz erreichten. Bei Sedan kam es daher am 1. September zu 
einer großen Schlacht. Die Deutschen waren so marschiert, daß sie in 
weitem Umkreise rings um Sedan standen und das französische Heer 
ganz umzingelt hatten. Sedan liegt in einem Tale an der Maas, rings
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.