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Was dem Drusus durch Tapferkeit nicht gelungen war,
suchte dessen Bruder Tiberius durch List zu erreichen. Er
streute Zwietracht unter den deutschen Völkerschaften aus und
hetzte die Fürsten gegeneinander auf. Er unterwarf das Land
zwischen Rhein und Weser, führte römische Gesetze ein und nahm
viele Deutsche in römische Kriegsdienste.
Sein Nachfolger, der Statthalter Quintilins Varus,
machte sich den Deutschen noch verhaßter. Er nahm ihnen nicht
bloß Hab und Gut, sondern suchte ihnen auch das alte, gute
Recht aus der Hand zu winden und die Sprache der Väter zu
verdrängen, damit sie, wenn sie redeten, immer daran denken
sollten, daß sie Knechte des römischen Kaisers seien. Das konnten
die freiheitliebenden Deutschen nicht ertragen. Es bildete sich eine
Verschwörung, an deren Spitze Hermann, Segimers, des
Cheruskerfürsten, Sohn, sich stellte.
2. Hermann der Erretter. Hermann war in seiner
Jugend mit seinem Bruder Flavius nach Rom gekommen und
hatte sich römische Bildung und römische Kriegskunst angeeignet.
Er hatte sogar von Augustus das römische Bürgerrecht und die
Ritterwürde erhalten. Doch hatte er sein Herz unverderbt aus
Rom heimgebracht. Bei seiner Rückkehr sah er die Schmach
seines Vaterlandes und faßte den kühnen Plan der Befreiung.
Er hatte sich überzeugt, daß die deutsche Tapferkeit der römischen
Kriegskunst im offenen Felde nicht widerstehen könnte, und griff
daher zur List.
In feinem Sommerlager an der Weser faß Varus, als
er die Kunde erhielt, ein deutscher Stamm an der Ems habe
sich erhoben und alle Römer erschlagen. Also war's verabredet
unter den Eidgenossen. Denn Hermann, die Seele des Bundes,
zweifelte nicht, daß Varus auf diese Nachricht hin ausbrechen
und Rache nehmen würde. Und so kam's auch.
Segest, ein anderer Cheruskersmft, hatte den Varus
gewarnt. Hermann hatte nämlich die Tochter des Segest,
Thusnelda, kennen gelernt. Er begehrte sie zum Weibe,
aber Segest verweigerte sie ihm. Hermann entführte sie und
sie wurde sein Weib. Dasür schwur ihm Segest ewige Rache.
Er verriet dem Varus die Anschläge der Deutschen; doch der
stolze Varus achtete der Warnungen nicht. Er gebot vielmehr,
daß Hermann den Heerbann der Deutschen aufbiete und diese
als Bundesgenossen den Römern zuführe.
Dann brach er mit drei Legionen auf und zog in die
Berge an der Weser, in die Gegend von Detmold. Von allen