Full text: Alte Geschichte (1. Bdchen)

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ihre Augen waren klein und schief, die schwarzen Augenbrauen 
schrägstehend, die Ohren abstehend, der Mund breit, das Haar 
schwarz und struppig, die Gesichtsfarbe schmutziggelb. Von ihren 
Pferden waren sie unzertrennlich. Sie aßen, tranken und 
schliefen daraus. Ihre schmutzigen Weiber und Kinder führten 
sie auf Wagen mit sich. Sie kannten weder Ackerbau noch feste 
Wohnsitze. Wurzeln uud rohes Fleisch, unter dem Sattel mürbe 
geritten, waren ihre Speise, Milcb ihr Getränk. Hunger, 
Durst und Kälte lernten sie von Kindheit an ertragen. 
So schweiften sie von Land zu Land, sengten uud mordeten 
und jagten die Völker vor sich her. Ihre Art zu fechten war 
wild und regellos. Mit gräßlichem Geheul überfielen sie den 
Feind, stoben aber sogleich wieder auseinander, um mit Blitzes¬ 
schnelle und Löwenmut zum Angriff zurückzukehren und alles 
vor sich her zu Bodeu zu werfen, überall Schrecken vor sich 
her verbreitend. 
Diese Hunnen, von östlichen Nachbarn gedrängt, zogen 
gegen Westen. Die A l a nen an der Wolga mußten sich ihnen 
anschließen. Dann überfielen sie die Ostgoten. Der alte 
Hermanrich tötete sich selbst, am Siege verzweifelnd. Die Ost¬ 
goten wichen und sielen auf die Westgoten. Diese baten den 
Kaiser Valens um Aufnahme; er wies ihnen in Thrazien 
Weideplätze an. Die Hunnen blieben aber in Südrußland 
ruhig sitzen. 
Die in Thrazien aufgenommenen Goten fanden indes ihren 
Unterhalt nicht, ja sie wurden von den römischen Statthaltern 
Maximus und Lnpieinus schmählich mißhandelt. Als letzterer 
den Gotenfürsten Fridigern auf einem Gastmahle, wozu er ihn 
eingeladen hatte, samt seinem Gefolge ermorden wollte, entkam 
der junge Fürst nur durch seinen Mut. Da erhoben sich aber 
die Goten und durchzogen ganz Thrazien. Valens machte sich 
mit einem Heere aus, und bei Adrianopel kam's zur Schlacht. 
Die Goten siegten, und Valens selbst wurde in einer Hütte, in 
die er sich verwundet gerettet hatte, verbrannt. Das ganze 
Reich war in Gefahr. 
2. Theodosius; Teilung des römischen Reiches. 
Valeus' Nachfolger Gratianus nahm seinen Feldherrn Th eo- 
dosius zum Mitregenten an. Dieser brachte durch Klugheit 
die Goten zum Frieden. Sie überließen ihm 40000 Mann 
Hilfstruppen, wofür sie abgabenfrei waren. 
Dem Theodosius war es beschieden, noch einmal das ganze 
Römerreich unter seinem Scepter zu vereinigen. Allein er starb
	        
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