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schon im Jahre 395. Zuvor aber hatte er das Reich an seine
beiden Söhne, den 18jährigen Arkadius und den 11jährigen
Honorins, geteilt; jener erhielt den Osten mit der Residenz
Konstantmopel, dieser den Westen mit der Residenz Rom. Dem
Arkadins hatte der Vater den Gallier Rufinus, dem Honorius
den Vandalen Stilicho zum Vormund an die Seite gestellt. Die
Eisersucht der beiden Reichsverweser bewirkte eine dauernde
Trennung beider Reiche.
3. Alarich, König der Westgoten. Alarich, der als
Westgotenführer schon an der Seite des Theodosius gekämpft
hatte, stammte aus einem edlen Geschlecht. Die Goten waren
unzufrieden damit, daß ihnen die von den Römern versprochenen
Geschenke nicht gegeben wurden, und brachen unter Alarichs
Führung durch Maeedonien und Thessalien plündernd in Griechen¬
land ein. Da landete Stilicho im Peloponnes, und in Arkadien
kam es zur Schlacht. Stilicho siegte. Die Goten entkamen
nach Epirns. Arkadius schloß Frieden mit Alarich und er¬
nannte ihn zum Oberfeldherrn des östlichen Jllyriens.
Im Jahre 400 machte Alarich den ersten Versuch, über
die Julischen Alpen in Italien einzudringen; aber dieser Ver¬
such mißglückte. Bald traf er Vorbereitungen zu einem zweiten
Einfall und forderte vom Kaiser Honorius Land, um daselbst
zu wohnen. Dieser wies ihn nach Spanien oder Gallien.
Unterdes hatte Stilicho alle Truppen des Abendlandes nach
Italien entboten, und am Osterfest 403 kam es zur Schlacht.
Alarich wurde zwar geschlagen, aber nicht überwunden. Es kam
zu einer zweiten Schlacht bei Verona, worauf sich Alarich nach
Jllyrien zurückzog.
Im Jahre 405 zog unter Rhadagais ein mächtiger Schwarm
deutscher Völker, wohl 200000 Mann, über die Alpen. Stilicho
rettete abermals Italien, indem er den Rhadagais bei Florenz
schlug. Die Trümmer des geschlagenen Heeres zogen nach
Gallien und verwüsteten das Land, auch andere deutsche Stämme
drohten mit einem Einfall in Italien. Als auch Alarich dazu
Miene machte, suchte ihn Stilicho dnrch das Versprechen von
4000 Pfund Gold zu gewinnen. Doch war dieser schon längst
bei dem Kaiser angeschwärzt, als ob er nach dem Throne
strebe. Honorius glaubte diese Anklagen; Stilicho wurde 408
in Ravenna enthauptet.
Mit ihm wurden auch die Weiber und Kinder der in römi¬
schen Diensten stehenden Söldner ermordet. Voll Wut stießen
die 30000 Krieger zu Alarich, dem man das versprochene Geld
nicht gezahlt hatte. Er drang ohne Widerstand in Italien ein