Full text: Alte Geschichte (1. Bdchen)

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fernsten Gegenden gegen blinkende Kleinigkeiten eingetauscht 
hatten, mit großem Gewinn zu verkaufen. Sie holten wohl¬ 
riechende Spezereien, Gold und Edelsteine aus Arabien; 
Korn und Wein aus Syrien und Ägypten; Leinwand und 
baumwollene Stoffe aus Babylonien und Persien; Elfenbein, 
Ebenholz und Gewürz aus Äthiopien (Ophir); Pferde aus 
Armenien; Eisen und Sklaven aus den Kaukasusländern 2c. 
Der Znsall hat die Phönizier aus mehrere wichtige Er¬ 
findungen geführt. Phönizische Kaufleute, erzählt man, welche 
Salpeter auf ihren Schiffen führten, landeten nicht weit von 
Sidon am Belnsbache, dessen User feiner Kiessand bedeckte. 
Sie wollten sich eine Mahlzeit bereiten. Da es ihnen an 
Steinen fehlte, den Keffel über dem Fener zu erhalten, nahmen 
sie große Stücke Salpeter aus ihrem Schiffs, legten diese auf 
den Sand und setzten den Kessel darauf. Der Salpeter ward 
in der Hitze flüssig und vermischte sich mit der Asche nrtd dem 
glühenden Sande, und als die Flamme erloschen war, blinkte 
den Überraschten eine glänzende Masse entgegen. Das Glas 
war erfunden. Aber man wußte es vorläufig zu nichts andern 
zu gebrauchen als zu Schmuck und Zierat. Nachher ging die 
Kunst des Glasmacheus zu den Ägyptern über; diese verstan¬ 
den die flüssige Masse durch Blasen zu bilden, ihr dann auf 
einer Drehscheibe die erforderliche Gestalt zu geben oder sie 
nach Belieben zu schneiden. 
Ein andermal weidete ein phönizischer Hirt seine Herde 
nicht weit vom Meeresufer bei Tyrus. Sein Hund hatte die 
Schale einer Meerschnecke zerbissen und kam mit hochrot ge¬ 
färbter Schnauze zu feinem Herrn zurück. Dieser meinte, der 
Hund sei verwundet und wischte ihm mit Wolle das vermeint¬ 
liche Blut ab: die Wolle hatte die schönste rote Farbe ange¬ 
nommen. Der Hirt forschte weiter nach und fand die zer¬ 
bissene Schnecke, die Pnrpnrschnecke. Bald wurde nun der lyrische 
Purpur weit und breit berühmt und galt sür die größte Kost¬ 
barkeit, so daß nur Könige und reiche Leute ihn tragen konnten. 
Auch die Verbreitung der Buchstabenschrift (Taut) 
ist der Thätigkeit der Phönizier zu verdanken. Ihr Handel 
mußte sie notwendig auf die Rechenkunst und den Gebrauch 
des Geldes führen. Sie waren die ersten, welche Metall 
stempelten (Geld), damit es im Handel als Tauschmittel gegen 
Waren gelte. 
Durch ihren Handel und ihre Gewerbthätigkeit waren 
die Phönizier das reichste Volk der ganzen Welt geworden.
	        
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