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richtiger Einsicht erkannte, daß nur zur See den Persern erfolg¬
reicher Widerstand geleistet werden könnte. Ihm gebührt der Ruhm,
Griechenlands Retter gewesen zu sein. Es war Themistokles.
Die Athener pflegten die Einkünfte des taurischen Berg¬
werks unter die einzelnen Bürger zu verteilen. Themistokles
beredete sie, diese Einkünfte zum Bau von 300 Ruderschiffen zu
verwenden, indem er den Krieg gegen die Einwohner der Insel
Ägina zum Vorwaude nahm. So wurde auf seinen Reit bie
Flotte gebaut, bie Griechenlands Freiheit rettete.
Als nun Xerxes mit dem Heere und der Flotte gegen Grie¬
chenland anzog, schickten die Athener Boten nach Delphi, den
Gott um Rat zu fragen. Der aber gebot ihnen, sich hi nt er
hölzernen Mauern zu verteidigen. Es erhob sich unter
den Athenern großer Streit über den Sinn dieser Worte, doch
der scharfsinnige Themistokles überzeugte seine Mitbürger, daß
unter bett hölzernen Mauern bie Schiffe zu verstehen seien, unb
baß bas Orakel befehle, ben Persern zur See Wiberstanb zu
leisten.
Die Athener sanbten nun Boten an bie Stäbte unb Nor¬
berten zu gemeinsamer Hilse auf; doch nicht alle zeigten sich dazu
bereit. Die Argiver versagten die Teilnahme ans Haß gegen
Sparta. Andre Gesandte reisten nach Sizilien, um mit Gelon,
König von Syrakus, zu unterhandeln. Gelon war bereit, die
Griechen mit einer Flotte von 200 Kriegsschiffen, mit einem
Heere von 28000 Mann unb mit Korn für bas ganze ver-
bünbete Heer zu unterstützen, bies alles aber nur unter ber Be-
bingung, baß ihm bie Griechen ben Oberbefehl gegen bie Perser
übertrügen. Als einer ber Gesanbten, ein Sacebämonier, biese
Bebingnng hörte, hielt er sich nicht länger, sonbern sagte: „Wie
würbe es ben Pelopiben Agamemnon schmerzen, wenn er hörte,
baß ben Sacebämonieru bitrch ben Gelon unb bie Syrakusier
ber Oberbefehl entrissen worben sei! Daran benke nicht weiter!
Wenn bu ben Griechen helfen willst, so mußt bu unter bem
Befehl ber Sacebämonier stehen; willst bu bir aber nicht befehlen
lassen, so brauchst bu uns auch nicht zu helfend Da mäßigte
Gelon seine Forderung unb verlangte nur noch ben Oberbefehl
über bie Flotte. Dem aber wibersprach ber athenische Gesanbte:
„Nicht um einen Obersten zu bitten/' sprach er, „hat uns Grie-
chenlanb hergesanbt, sonbern um ein Heer!" Also zerschlugen
sich bie Unterhanblungen, unb Gelon entließ bie Boten mit ber
Bemerkung, baß sie ben Frühling aus bem Jahre genommen
hätten.
§üttig, Die Weltgeschichte in Bildern. I. 4