Full text: Alte Geschichte (1. Bdchen)

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Erde. Seine Kleidung war sehr einfach. Er war der beste 
Reiter wie der beste Fußgänger. Im Treffen war er der erste 
und der letzte. Daneben freilich besaß er unmenschliche Grau¬ 
samkeit und maßlose Treulosigkeit. Er kannte keine Furcht 
der Götter, keinen Eid, kein Gewissen. 
Hannibal schritt sogleich, trotz der Verträge Hasdrnbals mit 
Rom, zur Belagerung von Sagnnt. Die Einwohner sandten 
vergebens nach Rom um Hilfe. Als sie sich nicht länger ver¬ 
teidigen konnten, steckten sie ihre Häuser in Brand und verbrann¬ 
ten sich mit Weibern und Kindern. So fiel nach achtmonat¬ 
licher Belagerung die Stadt den Karthagern in die Hände. 
Sofort schickten die Römer eine Gesandtschaft nach Karthago, 
um die Auslieferung Hannibals zu verlangen, oder, wenn sie 
verweigert würde, den Krieg zu erklären. Ter Senat in Karthago 
war unschlüssig, was er thun sollte. Da trat ein Römer vor, 
legte seine Toga (Oberkleid) in zwei Falten und sagte: „Hier 
ist Krieg und Frieden; nehmt, was ihr wollt!" „Gieb, was 
du willst!" antworteten die Karthager. „So nehmt Krieg!" 
rief der Römer und ließ den Mantel auseinanderfalten. Es 
begann nun der zweite punifche Krieg, der achtzehn Jahre 
(218—201) dauerte und Rom feinem Untergange nahe brachte, 
3. Der zweite punische Krieg. Hannibal beschloß, den 
Feind in seinem eignen Lande anzugreifen. Er ließ seinen Bruder 
Hasdrubal mit einem Heere in Spanien zurück und zog mit 
100000 Mann und 37 Elefanten über die Pyrenäen nach Gallien. 
Im November 218 stand er am Fuße der Alpen. Aber auch 
diese waren kein Hindernis für ihn. Die steilen, mit Eis be¬ 
deckten Anhöhen mußten von Menschen und Tieren erklettert 
werden. Tagelang mußte oft erst ein Weg geebnet werden, 
und das unter den Angriffen wilder Bergvölker. Doch überall 
war der Feldherr selbst gegenwärtig; überall ordnete, arbeitete, 
kämpfte er selber. Endlich nach neun Tagen war der Gipfel 
der Alpen erreicht (der kleine St. Bernhard), nachdem mehrere 
tausend Menschen und der größte Teil der Lasttiere umge¬ 
kommen waren. Auf den ewigen Schneefeldern, oben über den 
Wolken, ließ Hannibal sein Heer zwei Tage rasten. Nun ging's 
hinab nach den grünen Ebenen Italiens. Aber der Weg hinab 
war weit schwieriger als herauf. Ganze Scharen stürzten in 
die Felsklüfte und Abgründe; oft konnte man weder vorwärts 
noch rückwärts. So kam Hannibal mit nur noch 26000 Mann 
in Oberitalien an. Die Elefanten waren fast alle umgekommen. 
Die Römer hatten einen Angriff zur See erwartet und
	        
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