— 66 —
branut und die Asche in thönernen Urnen beigesetzt. — Einst regierten in dem <;
Lande zwei Brüder, welche Widewnd und Brnteno hießen. Widewud herrschte {
als König und Bruteno als Griwe. Als beide alt waren, beschlossen sie, zum c
Wohle des Landes sich den Göttern zu opfern. Sie beriefen daher das Volk t
nack Romowe und sprachen zu den Anwesenden: „Die Götter haben uns zu - {
einem Freudenfest in das Jenseit eingeladen. Wählet darum nach nnserm Tode x
einen andern König und Griwe, damit Ordnung und Gehorsam im Lande
herrsche. Werdet ihr in Eintracht leben, so wird euch die Gunst und Huld der. s
Götter nicht fehlen. Dem Zauk und der Zwietracht wird der Zorn der Götter; 1
und das Verderben folgen." Hierauf segueteu die beiden Greise das Volk, ?
schlössen einander in die Arme und küßten sich. Dann bestiegen sie Hand in j
Hand mit Gesang einen Scheiterhaufen an der Seite der heiligen Eiche. Als ^
nun die-^Flammen emporschlugen, erhob sich ein furchtbares Donnern uud Blitzen, *
wodurch nach dem Glauben der Alten die Götter ihren Willen verkündeten. _ r
Sitten iniD (Gebräuche. Die alten Preußen waren von hohem kräftigen c
Wuchs und schlankem Körperbau. Ihre Gewänder webten sie von dem selbst- \
gewonnenen Flachs und von der- Wolle ihrer Schafe. Zur Nahrung wurde l
Hivfe uud Getreide gebaut. Sie lebten überhaupt von Arterbau, Fischerei und
Jagd. Zu den Waffen gehörte eine große Streitfälle zum Schlagen uud kleinere t
Keulen zum Werfen. Letztere wurden so geschickt gehandhabt, daß man selbst $
den Vogel in der Luft damit traf. — Bei den Gelagen tranken die Vornehmen f
gegorene Stutenmilch aus Trinkhörnern. Die Tugend der Gastfreundschaft ^
wurde besonders geübt. Zu Hilfeleistungen gegen Unglückliche waren die Be-z _
wohner stets bereit. Der Fremdling, welcher in die Hütte trat, galt als ein j-
sandter der Götter. Den Gast gegen jede Gefahr zu schützen, war die heiligste £
Pflicht. Eine Beleidigung des' Gastfreundcs im Hanfe wurde mit dem Tode! ^
bestraft. — Der Bräutigam mußte die Braut vom künftigen Schwiegervater, s
erkaufen. Wurde die Jungfrau aus dem väterlichen Hause zum Gatten abgeholt,
so rief man ihr zu: „Wie du im Hanfe des Vaters das Feuer bewahrt und t'
genährt Haft, so bewahre es auch am Herde des Gatten." Im Hanse ihres \-
Mannes aber wurde sie durch die Worte ermahnt: „Halte fest am Glauben <;
unserer Götter, und sie werden dir alles gewahren." 5
Bekehrmi'iSversuche. Adalbert, Bischof von Prag, war der Apostel £
der heidnischen Preußen. Er taufte in Danzig große Scharen und begab fiel}; ^
mit feinen Begleitern Gandentius und Benedikt nach Samland. Hier fall $
Gaudentins (nach einer Sage) im Traum auf dem Altar einen goldenen Kelcti q
halb voll Wein. Als er von demselben kosten wollte, wehrte ihm der Altarj e
diener und sprach: „Dieser Kelch ist zum nächsten Morgen für Adalbert bestimmt/ „
Als der Bischof den Traum vernahm, sprach er: „Füge es Gott, mein Sohn,
daß deine Ahnung in Erfüllung gehe; doch soll man dem trügerischen Traun« [(
nicht trauen." Da sie nun am Morgen, ohne es zu wissen, den heiligen _ £)r (<
Romowe betraten, stürmte eine Menge Heiden herbei, und ein ergrimmter Priestej r
stieß den Wurfspieß in Adalberts Brust (997). Dieser aber flehte noch sterben^ ^
für feine Mörder bei Gott um Gnade. Ein zweiter Missionar, Namens Brune „
von Querfurt (am Harz), wurde einige Jahre später von den Preußen ei'1 y
schlagen. _ v
Bischof Christian. 1210. Nach dem Tode dieser Männer wollten die (;
Polenkönige das Christentum mit Gewalt unter die heidnischen Preußen ver- v
pflanzen. Obgleich sie das Land zwei Jahrhunderte hindurch mit Krieg über' «
zogen, blieben die Bewohner doch ihrem alten Glauben getreu. Erst dem Point* <
scheu Mönche Christian gelang es, viele Heiden im Knlmerlande und längs de* 4
Weichsel für das Christentum zu gewinnen. Da aber die Neubekehrten _ vo»
ihren unbekehtten Landsleuten viel zu leiden hatten, so wurde der deutsche Rittet' v
erden um Hilfe angerufen. Christian wurde vom Papst zum Bischof voi> ^
Preußen ernannt. .... , .
Der Deutsche Ritterorden. Zu jener Zeit hieß der Hochmeister des
deutschen Ritterordens Hermamt v0n.Salza. Dieser schickte (1230) ben tapfern
Landmeister Hermann von Balte mit einer Anzahl von Rittern und Reisigel
nach Preußen. Nun begannen die Kämpfe, um die heidnischen Bewohner zt
unterwerfen und zum Cyristeutum zu zwingen. Die Ritter bauten zum Schutz
des Landes feste Burgen und zogen deutsche Einwanderer ins Land. Diese abc>
bauten Städte und verbreiteten deutsche Sprache, Sitten uud Gebräuche. Dc>
t