— 77 —
Haupt. Dann gingen die Römer nach Sizilien, um die ab¬
gefallene Hauptstadt Syrakus wiederzuerobern. Zwei Jahre
wurde die Stadt belagert. Der berühmte Mathematiker A r ch i -
m ed es hatte Maschinen erfunden, mit denen Steine und Feuer¬
kugeln auf die Schiffe herabgeschleudert wurden. Wenn die feind¬
lichen Schiffe nahe au die Stadt herankamen, wurden sie mit
Hebelkräften in die Höhe gezogen und dann zurück ins Meer
geschlendert. Die entfernteren Schiffe setzte Archimedes durch
ungeheure Brennspiegel in Brand. Aber alle Gegenwehr half
nichts. Das Stadt mußte sich 212 ergeben. Marcellus hatte
befohlen, den Archimedes zu schonen. Dieser saß, unbekümmert
um das, was um ihn vorging, und zeichnete Figuren in den
Sand. Ein römischer Soldat, welcher ihn nicht kannte, trat
Beute suchend herein. „Zertritt mir meine Kreise nicht!" rief
ihm Archimedes ängstlich zu. Allein der Soldat durchbohrte
ihn mit dem Schwerte. Ganz Sizilien wurde (bis 210) den
Römern unterworfen.
Unterdessen wurde Capua von den Römern hart be¬
drängt. Um die Stadt zu entsetzen, zog Hannibal nochmals
vor Rom. Abermals erscholl der Schreckensruf: „Hannibal
vor den Thoren!" Aber die Unerschrockenheit der Römer ver¬
eitelte diesen Plan. Auch Capua fiel.
Jetzt erhielt Hannibal auch Hilfe aus Karthago, aber sie
kam zu spät. Sein Bruder Hasdrubal brachte aus Spanien
über die Pyrenäen und Alpen ein neues Heer nach Oberitalien.
Allein bei Sena am Metaurus wurde dasselbe vollständig ge¬
schlagen und Hasdrubal fiel. Der römische Feldherr ließ den
Kopf des Hasdrubal in das Lager Hannibals schleudern, uud
als dieser den Kops seines Bruders erkannte, rief er in bitterem
Schmerze: „Nun erkenne ich Karthagos Schicksal!" Ebenso
mißlang auch der Versuch Magos, seinem Bruder ein Hilfsheer
zuzuführen. Hannibal, in einer dreitägigen Schlacht bei Canu-
sium 209 von Marcellus besiegt, zog sich in den äußersten
Winkel Italiens, nach Bruttinm, zurück.
Seit 210 war nun auch in Spanien das Kriegsglück der
Römer wieder hergestellt worden. Die Lage war dort nach
dem Tode der beiden Scipio so hoffnungslos gewesen, daß nie¬
mand den Oberbefehl übernehmen wollte. Da erbot sich der
24jährige Pnblius Scipio zu diesem Posten. Obgleich er das
zur Feldherrnwürde nötige gesetzliche Alter noch nicht hatte, wurde
ihm doch der Oberbefehl übertragen wegen feiner vortrefflichen