Full text: Neuere Geschichte (3. Bdchen)

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Gegner der Reformation war, so konnte er doch ihre Aus¬ 
breitung in der Mark nicht hindern; seine Gemahlin Elisabeth 
war eine eifrige Anhängerin Luthers. Erst unter seinem 
Sohne Joachim II. Hektor, der wie sein Bruder Johann 
von Knstrin zur lutherischen Kirche übertrat, fand die Refor¬ 
mation Eingang in Brandenburg. Mit dem Herzoge von 
Liegnitz, Brieg und Wohlan schloß er eine Erbver- 
brüderung, nach welcher nach Erlöschen des herzoglichen 
Mannesstammes diese Lande an Brandenburg fallen sollten. 
Joachim liebte die Pracht, förderte aber die Wohlfahrt des 
Landes. Unter seiner Regierung erhielt Brandenburg die An¬ 
wartschaft anf Preußen. Sein sparsamer Sohn Johann 
Georg (1571—98) tilgte die durch seinen Vater entstandene 
Schuldenlast und nahm viele aus deu Niederlanden vertriebene 
Protestanten in sein Land auf. Joachim Friedrich (1598 
—1608) machte sich durch Einführung des Geheimratskollegiums 
verdient. Eine wesentliche Vergrößerung des Landes bewirkte 
Johann Sigismund (1608—19); er erwarb bei der Beilegung 
des jülichscheu Erbschaftsstreites Cleve, Mark nnd Ravens¬ 
berg (1614). Als darauf 1618 Herzog Albrecht von Preußen 
starb, kam das Herzogtum Preußen, eilt polnisches Lehen, an 
Brandenburg. 
Unter der Regierung des Kurfürsten Georg Wilhelm 
(1619—40), eines schwachen, unselbständigen Fürsten, wurde 
das Land im 30jährigen Kriege durch die Kaiserlichen und 
die Schweden furchtbar mitgenommen. Da folgte Friedrich 
Wilhelm I. (1640—88), welcher der Gründer der preußischen 
Macht wurde. 
2. Friedrich Wilhelm, der große Kurfürst. Er 
hatte eilte sorgfältige christliche Erziehung genossen, uud be¬ 
sonders ein längerer Aufenthalt in Holland hatte feine Er¬ 
fahrungen und Kenntnisse erweitert. Im Jahre 1640 bestieg 
er den Thron. Im westfälischen Frieden erhielt er Hinter¬ 
pommern, das Erzstift Magdeburg und Minden, Halberstadt 
und Kamin. 
Zunächst war er auf Vermehrung seines Heeres bedacht, 
das er immer schlagfertig hielt, und wodurch er den Gruttd 
zu einem stehenden Heere legte. (Feldmarschall Derfflinger, 
früher Schneidergefelle.) Dazu war freilich eine Erhöhung 
der Steuern nötig; er fchitf eine Verbrauchssteuer (Accife) 
und vernichtete das Recht der Steuerbewilligung, das die 
preußischen Stände bisher besessen hatten. Ten Widerstand 
dagegen büßte der Bürgermeister Rhode in Königsberg mit 
Gefängnis, ein Oberst von Kalkstein sogar auf dem Schafott.
	        
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