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hatte sich eiligst versteckt. Die Spannung zwischen Vater und
Sohn nahm von jetzt an immer mehr zu.
Als nun gar der Vater beschloß, ihn gegen seinen Willen
zu vermählen, da faßte Friedrich den Entschluß, zu seinem
Oheim, dem König Georg II. vou England, zu entfliehen. Zwer
Freunde, die Leutnants v. Keith und; v. Katte, waren in
das Geheimnis eingeweiht. Alles war vorbereitet. Bei einer
Reise, die der König an den Rhein unternahm, sollte die Flucht
vou Wesel aus vor sich gehen. Aber die Sache wurde dem
König verraten, der nun in aller Stille seine Maßregeln traf.
In dem Augenblick, da der Kronprinz sein Vorhaben ausführen
wollte, wurde er verhaftet. Als er vor beit König gebracht
wurde, geriet dieser so in Zorn, daß er mit dem Degen ans
ihn zustürzte, um ihn zu durchbohren. Der General von
Mosel hielt den Arm des Königs und ries: „Töten Sie mich,
Sire! aber schonen Sie Ihres Sohnes!" Auch der Leutnant
Katte wurde verhaftet; Keith hatte vom Kronprinzen noch zu
rechter Zeit einen Zettet erhalten mit den Worten: „Retten
Sie sich, alles ist entdeckt!" Er entkam glücklich nach England.
Der Kronprinz wurde auf die Festung Küstrin als Ge¬
fangener gebracht. Der König wütete gegen alle, die seinem
Sohne nahe standen; diesen ließ er vou einem Kriegsgericht
als Deserteur zum Tode verurteilen. Da rief der alte General
Buddeubrock: „Wenn Ew. Majestät Blut verlangen, so nehmen
Sie meius; das des Kronprinzen bekommen Sie nicht, so lange
ich noch reden darf." Ebenso sprach der Fürst von Dessau.
Auch andere Fürsten verwandten sich für den Prinzen, unb
ber König sprach nicht mehr von der Todesstrafe.
Friedrichs Freund Katte wurde nach Küstrin gebracht, um
dort vor des Prinzen Augen enthauptet zu werden. Als er
an Friedrichs Fenster vorübergeführt wurde, ries dieser ihm
weinend zu: „Mein lieber Katte, vergeben Sie mir!" Katte
antwortete: „Der Tod für einen solchen Prinzen ist süß!"
Friedrich blieb noch immer in strenger Haft. Der täg¬
liche Verkehr mit dem Feldprediger Müller bewirkte endlich,
baß er in einem Briefe an feinen Vater sein Unrecht bekannte
unb um Verzeihung bat. Der König versprach ihm Begnadigung,
wenn er eiblich versprechen wolle, sich nie wegen des Vorge¬
fallenen an jemandem zu rächen und künftig ein gehorsamer
Sohn zu sein. Nachdem Friedrich diesen Eid in Gegenwart
von Ministern und Generalen geleistet hatte, erhielt er Orden
unb Degen zurück. Doch mußte er noch mehrere Jahre in
Küstrin bei der Domänenkammer als Kriegsrat arbeiten. Ec