Full text: Vaterländische Geschichte für junge Landwirte

Der deutsch-französische Krieg. 1870—1871. 101 
Infolge der mörderischen Schlachten um Metz mußte sich Bazaine 
mit seiner Armee in die Festung zurückziehen. Nun galt es, ihn 
hier festzuhalten. ' Diese Aufgabe fiel dem Prinzen Friedrich Karl 
zu, der mit 160 000 Mann die stolze Festung einschloß. 
König Wilhelm aber nahm mit der III. und der neugebildeten 
IV. Armee unter dem Oberbefehl des Kronprinzen Albert von 
Sachsen den Weitermarsch nach Chalons auf, wo man Mac Mahon 
mit seiner Armee vermutete. 
e) Der Tag von Sedan. Mac Mahon hatte unterdessen sein 
Heer bis auf 130 000 Mann verstärkt und von Paris die Weisung 
erhalten, dem Marschall Bazaine in Metz zu Hilfe zu eilen. Er 
marschierte zu diesem Zweck in nordöstlicher Richtung auf Metz zu. 
Sobald die deutsche Heeresleitung hiervon Kenntnis erhielt, ließ sie 
die Armeen der beiden Kronprinzen rechts abschwenken, um dem 
Marschall Mac Mahon den Weg nach Metz zu verlegen. Ende 
August traf ihn die IV. Armee an der Maas und nötigte ihn in 
mehreren Gefechten, auf das linke Maasufer zurückzugehen. Nun 
nahte auch die III. Armee, die sich auf dem linken Ufer der Maas 
hielt und dem Feinde den Rückweg nach Paris verlegte; im Rücken 
der Feinde lag die belgische Grenze. So von allen Seiten bedrängt, 
entschloß sich Mac Mahon, einen letzten Kampf bei der kleinen 
Festung Sedan an der Maas zu wagen. 
In der Frühe des 1. Septembers waren beide deutsche 
Armeen bei Sedan angelangt und umgaben den Gegner in 
einem großen Halbkreise mit fast doppelter Übermacht. Schon 
um 5 Uhr morgens begann der Kampf. Ein Dorf nach dem 
andern wurde den Franzosen entrissen, und immer enger zogen 
die Deutschen den Feuerkreis um Sedan. Schließlich warf sich 
das geschlagene Heer in die Festung Sedan, und die Stadt 
wurde beschossen. Da endlich um 5 Uhr erschien auf der Festungs¬ 
mauer die weiße Fahne. Sofort wurde ein Unterhändler in die 
Festung geschickt, um Armee und Festung zur Übergabe aufzufordern. 
Dieser kehrte mit der Nachricht zurück, daß Kaiser Napoleon sich 
selbst in Sedan befände; ein Bote sei bereits unterwegs, um dem 
Könige ein eigenhändiges Schreiben des Kaisers zu überbringen. 
Bald darauf erschien ein französischer General und überreichte das 
kaiserliche Handschreiben, das nur die wenigen, aber inhaltsschweren 
Worte enthielt: ,,Da ich nicht an der Spitze meiner Truppen habe 
sterben können, so lege ich meinen Degen in Ew. Majestät Hände." 
Die Antwort König Wilhelms lautete, daß er den Degen annehme, 
wenn sich die ganze Armee ergäbe. Noch spät in der Nacht fanden 
die weitern Verhandlungen wegen der Übergabe statt, die erst am
	        
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