Full text: Vaterländische Geschichte für junge Landwirte

2 Begründung der Hohenzollernmacht in Brandenburg. 
empor. Die Wenden aber befreundeten sich mehr und mehr mit 
deutschem Wesen und deutscher Sprache und verschmolzen sich nach 
und nach mit den deutschen Ansiedlern zu einem Volke. Vor allem 
aber lag Albrecht daran, die heidnischen Wenden auch zum Christen¬ 
tum zu bekehren. (Er stürzte die heidnischen Altäre, schickte christliche 
Prediger ins Land und ließ Kirchen in Dorf und Stadt erbauen. 
Die Nachkommen Albrechts des Baren, die Assanier, setzten 
sein Werk fort. Sie erwarben teils auf kriegerischem, teils auf fried¬ 
lichem Wege weitere Stücke der heutigen Provinz Brandenburg: die 
Ackermark, das Land Lebus, die Lausitz und die Neumark jenseits 
der Oder! Auch in den neuen Gebieten fand Christentum und Deutsch¬ 
tum die eifrigste Pflege dieses mächtigen Geschlechtes. Im Jahre 
1320 erlosch das Haus der Askanier, das fast 200 Jahre segensreich 
in der Mark Brandenburg gewirkt hatte. 
4. Aus den trüben Tagen der Mark. Nach dem Aus sterben 
der Askanier stand die Mark Brandenburg als erledigtes Reichslehen 
fast 100 Jahre mehr oder weniger unter kaiserlicher Regierung. 
Zunächst brachte der deutsche Kaiser, Ludwig der Bayer, das Land 
an sein Haus und.belehnte damit seinen Sohn Ludwig, dem später 
dessen Brüder Ludwig d er Rom er und Otto der Faule folgten. 
Das war eine unruhige Zeit für die Mark, und manches Grenzland 
ging wieder an die Nachbaren verloren. Im Jahr 1356 erhob der 
deutsche Kaiser ftarl IV. durch die goldne Bulle die Mark 
Brandenburg zu einem Kurfürstentum und brachte sie 1373 durch 
Kauf an sein Haus. So kam die Mark wieder in neue Hände, an 
die Luxemburger. 
Karl IV. übernahm zunächst selbst die Regierung für seinen 
minderjährigen Sohn Wenzel. Er machte dem Raubwesen ein Ende, 
ließ die verwüsteten Höfe und Dörfer wieder aufbauen und legte zur 
Forderung des Handels Straßen an. Besonders gern tot^ er in 
Tangermünde an der Elbe. Er erbaute hier ein Schloß, eine 
Kirche und ein Rathaus unb gedachte, die Stadt zu einem großen 
Hafen- unb Hanbelsplatz zu machen. Nach feinem frühen Tobe erbte 
fein zweiter Sohn Sigismunb bie Mark. Nun war es wieber 
mit ber guten Zeit vorüber. Da Sigismunb auch Körn£ von 
Hngjjrn roar, so hatte er toeber Zeit noch Lust, sich um bie kleine 
Mark zu kümmern. Er verpfänbete bie Mark an I obst von 
Mähren. Dieser kümmerte sich gar nicht um bas Lanb unb war 
nur barauf bebacht, sich burch hohe Steuern zu bereichern. Er ver¬ 
kaufte sogar bie Neumark an ben beutfchen Ritterorben unb kam 
selbst nur alle Jahre einmal in bie Mark, um bie Gelber in Empfang 
zu nehmen. Da brach für bie arme Mark eine böse Zeit an. Der 
Raubabel erhob wieber sein^Haupt unb begann Bürger unb Bauer
	        
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