Des Großen Kurfürsten landesväterliche Fürsorge. 15
Von großer Wichtigkeit waren die neuen Einrichtungen, die der
Kurfürst in der Verwaltung der Domänen traf, um sie zu
einer großem Ertragsfähigkeit zu bringen. Sie wurden in General¬
und Zeitpacht gegeben. Die Pächter suchten die Erträge der Güter
zu steigern und brachten Ackerbau und Viehzucht zu neuer Blüte. Die
Bauern aber sahen die Vorteile einer guten Wirtschaft und ahmten
sie auf ihrem Hofe nach. So wurden die Großgüter die
Ursache zur weitern Hebung der Landwirtschaft in
den brandenburgischen Ländern. Durch den Erlaß zahl¬
reicher Bauern-, Gesinde-, Hirten- und Schäferordnungen wurden
auch die Dienstleistungen der Bauern festgestellt.
c) Des Kurfürsten Sorge für Handel und Gewerbe.
Auch dem Gewerbe wandte der Große Kurfürst seine landesväter¬
liche Fürsorge zu. Er bot alles auf, um die Handwerker in den
Städten zu vermehren, und erlaubte schließlich jedem Einwohner, ein
Handwerk zu erlernen. Auch von außen her zog er geschickte Hand¬
werker in sein Land; besonders wichtig aber wurde die Aufnahme von
20 000 evangelischen Glaubensgenossen, die ihres Glaubens wegen aus
Frankreich ausgewandert waren. Die meisten der eingewanderten
Franzosen aber waren geschickte Handwerker und tüchtige Fabrikanten
und in vielen Künsten und Gewerbsarten den Brandenburgern über¬
legen. Sie brachten ganz neue Gewerbszweige ins Land und wurden
gute Lehrmeister für die Einheimischen. So entwickelten sich unter
ihrem Einfluß in den brandenburgischen Landen die Sammet- und
Seidenweberei, die Goldschmiede- und Uhrmacherkunst, die Leinen-
und Tuchweberei, die Hut- und Handschuhmacherei, so daß schließlich
der Kurfürst sogar die Einfuhr vieler ausländischer Waren verbieten
oder mit Zoll belegen mußte, um dadurch die heimischen Gewerbe
zu schützen.
Damit die Landleute und Handwerker ihre Waren auch besser
verkaufen konnten, richtete der Große Kurfürst sein Augenmerk auch
auf die Förderung des Handelsverkehrs. Um den Brief-,
Paket- und Personenverkehr von Stadt zu Stadt und Land zu Land
zu vermitteln, richtete er eine regelmäßige Post ein. Von Berlin
aus ging sie wöchentlich einmal nach Königsberg und Memel, sowie
nach Hamm und Cleve. So wurde der Große Kurfürst der eigent¬
liche Schöpfer des brandenburgischen Po st wesen s. Wie er
zu Lande die Wege, Brücken und Dämme verbessern ließ, so war er
auch auf gute Wasser st raßen bedacht. Die Oder und Spree ver¬
band er durch den Friedrich-Wilhelmskanal, so daß bald
die Lastkähne von Hamburg über Berlin nach Breslau fahren konnten.
Sogar an den Seehandel dachte der Kurfürst. Er kaufte Schiffe,