Die Erwerbung und Verteidigung Schlesiens. 31
in Bedrängnis gegen ihre andern Feinde geraten war, daß sie diesem
gefährlichen Gegner jetzt nicht gewachsen sei. Sie schloß im Sommer
1742 mit dem Könige Frieden zu Breslau, und ganz Schle-
TTeTTmTt der Grafschaft Glatz wurde an Preußen abgetreten.
Es war ein Gebiet von 600 Quadratmeilen mit 1^ Millionen zumeist
deutschen Einwohnern. ,.Niemals war eine Erwerbung für einen
Staat wichtiger als für den preußischen Staat die Eroberung Schle¬
siens, das der preußischen Krone erst die Kräfte verschaffte, durch die
sie sich zu einer europäischen Macht erheben konnte." Als Maria
Theresia in die Abtretung Schlesiens einwilligte, rief sie unter Thrä¬
nen aus: „Ich verliere den schönsten Edelstein aus meiner Krone."
J5. Der zweite schlesische Krieg. 1744—1745. Doch der Friede
war nicht von langer Dauer. Maria Theresia hatte nach dem Bres¬
lauer Friedensschluß mit Glück gegen ihre andern Feinde gekämpft und
neue Bundesgenossen gefunden. Durch allerlei Anzeichen merkte
Friedrich, daß man neue Feindseligkeiten gegen ihn plane, und daß
lein schlesischer Besitz aufs ernsteste bedroht sei. Darum wollte er
seinen Feinden zuvorkommen. Im Sommer des Jahres 1744 rückte
er unter dem Vorwande, für den inzwischen gewählten deutschen
Kaiser Karl VII. einzutreten, in Böhmen ein und eroberte Prag.
Damit beginnt der zweite schlesische Krieg. Zwar mußte
Friedrich sich bald wieder aus Böhmen nach Schlesien zurückziehen;
hier aber erfocht er 1745 einen glänzenden Sieg bei Hohenfried-
berg (bei Schweidnitz). Das war ein Ehrentag für das pommersche'
Dragonerregiment Bayreuth, das binnen einer Stunde
19 Bataillone der feindlichen Infanterie über den Haufen warf und
66 Fahnen erbeutete. Als dann noch der alte Dessauer ein
österreichisch-sächsisches Heer, das in die Mark eindringen wollte, bei
Kesfelsdorf (bei Dresden) besiegt hatte, mußte Maria Theresia
im Frieden zu Dresden 1745 die Breslauer Abmachungen be¬
stätigen. Friedrich behielt Schlesien und erkannte Maria Theresias
Gemahl, Franz I., als deutschen Kaiser an.
Mit unermeßlichem Jubel begrüßte das preußische Volk den
heimkehrenden Helden, der nicht nur eine schöne Provinz erobert,
sondern auch Preußens Ansehen bei den übrigen Staaten bedeutend
erhöht hatte.
b) Der siebenjährige Krieg (1756—1763).
1. Ursache und Beginn des Krieges. Die Kaiserin Maria
Theresia hatte nur widerwillig den Dresdner Frieden unterzeichnet
und gab die Hoffnung nicht auf, Schlesien wieder zu gewinnen.
Kaum waren elf Jahre seit dem zweiten schlesischen Kriege ver-