Die Erwerbung und Verteidigung Schlesiens.
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„Wenn ich das Unglück hätte, vom Feinde gefangen zu werden, so
verbiete ich. daß man auf meine Person die geringste Rücksicht nehmen
oder demjenigen die geringste Bedeutung beilege, was ich etwa aus der
Gefangenschaft schreibe. Wenn mich ein solches Unglück ereilt, so will ich
mich für den Staat opfern, und man soll alsdann meinem Bruder
gehorchen. Ihn, die Minister und alle meine Generäle mache ich mit
ihrem Kopse dafür verantwortlich, daß man für meine Befreiung weder
ein Lösegeld noch eine Provinz opfere vielmehr den Krieg fortsetze und
alle Vorteile benutze ganz so, als hätte ich niemals in der Welt gelebt."
Prag und Külin 1757. Der König führte zunächst sein Heer
nach Böhmen und griff die Österreicher bei Prag am 6. Mai 1757
an, die hier in einer wohlbefestigten Stellung den Angriff erwarteten.
Nach einem furchtbaren Kampfe, der 10 Stunden lang dauerte, er¬
fochten die preußischen Truppen einen glänzenden Sieg und warfen
den Feind nach Prag hinein, das sie einschlössen und belagerten.
Der greise Feldmarschall Schwerin hatte an der Spitze des voran-
stürmenden Fußvolkes, die Fahne in der Hand, den Heldentod ge¬
sunden. „Sein Tod", schreibt der König, „machte die Lorbeeren
des Sieges verwelken."
Zur Unterstützung des in Prag eingeschlossenen Heeres zog eine
neue österreichische Armee von Osten her heran. Der König zog
ihm mit einem Teile seines Heeres entgegen und griff das doppelt
so starke Heer der Österreicher bei Kolin an. Aber diesmal verließ
ihn das Glück; er wurde gänzlich geschlagen; 8000 seiner besten
Krieger bedeckten das Schlachtfeld, und 5000 waren gefangen ge¬
nommen worden. Der König mußte die Belagerung Prags aufheben
und Böhmen verlassen; er zog sich nach Sachsen zurück.
Rotzbach und LeuthkN 1757. Die Niederlage Friedrichs bei
Kolin ermutigte auch die Verbündeten Österreichs. Die Russen
fielen in Ostpreußen ein, die Schweden in Pommern; die Öster¬
reicher bemächtigten sich Oberschlesiens und die Franzosen, ver¬
einigt mit der deutschen Reichsarmee, waren bis Thüringen vor¬
gedrungen und schickten sich an, in Sachsen einzufallen. Das waren
schwere Zeiten, und der Untergang des Hauses Brandenburg schien
gewiß; aber der König verzagte nicht, und sein treues Volk unter¬
stützte ihn. Die Landstünde von Pommern, Brandenburg und
Magdeburg rüsteten auf ihre Kosten 12 000 Soldaten aus; alte,
längst verabschiedete Offiziere eilten herbei und übernahmen die
Führung; Adlige Und Bauern gaben ihre Pferde her, um die Reiterei
zu versorgen. So konnte der König bald wieder sein Heer vervoll¬
ständigen und den Kampf von neuem aufnehmen.
Zunächst wandte er sich mit 22 000 Mann gegen die Franzosen,
die, mit der Reichsarmee vereint, 64000 Mann stark in der Ebene
zwischen Unstrut und Saale standen. Bei dem Dorf«» R n b n A
Ä n a !, Vaterländische Geschichte.
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