I. Poesie.
*
A. Lyrische Poesie.
Volkslied und volksthümliches Lied. Geistliches Volkslied und Kunstlied.
e. Hymne. Elegie.)
„Dich hat kein Treibhaus groß gewärmt, o Blüte, klar und zierlich;
Wie wärst du sonst im frischen Thau so markig und natürlich?
So schallt das Lied, im Voll gehegt, auf Wies' und an der 3
Aus seinen Klängen weht's uns an wie würz'ger Duft vom Walde.
Wie eine Lerche hat es sich von Jahr zu Jahr geschwungen;
Was immer grünt, was immer blüht, auch immer neu e
Von wessen Lippen ist zuerst der süße Ton erschollen?
Wo ist die reine, volle Brust, der es zuerst entquollen?
Vergessen ist's; das warme Herz ist längst in Staub zergangen,
Doch jeder neue Frühling hat sein herzlich Wort empfangen.
Manch rosenrother Mädchenmund, manch froher Knabe singt es,
In manch' noch ungeborne Brust mit süßer Krafp einst dringt es.“
B. von Strauß
105. Der Schweizer.
Simrock, Die deutschen Volkslieder. Frankfurt a. M. 1851. S. 483.
1 Zu Straßburg auf der Schanz' Da wollt' ich bitten um Pardon,
Da ging mein Unglück an; Doch werd' ich kriegen meinen Lohn,
Da wollt' ich den Franzosen desertieren ) Das weiß ich schon.
Und wollt' es bei den Preußen probieren, 4. Ihr Brüder allzumal,
Das ging nicht an. Heut' sehn wir uns zum letztenmal,
2. Eine Stunde in der Nacht Schont meines jungen Lebens nicht,
Haben mich gefangen eingebracht; Schießt, daß das rothe Blut rausspritzt;
Man führt' mich gleich vor's Hauptmanns Schießt alle zugleich, das bitt' ich euch!
Haus, 5. O Himmelskönigin,
Der Hauptmann schaut zum Fenster hinaus, Nimm du meine arme Seele dahin.
Mit dir ist's aus. Nimm sie zu dir in den Himmel hinein,
Zu dem allerbesten Vater mein;
Vergiß nicht mein!
106. Abschiedsklage.
Uhland, Alt-, hoch- und niederdeutsche Volkslieder. Stuttgart u. Tübingen 1844. Bd. J, S. 181.
1. Innsbruck! ich muß dich lassen, Ach Lieb, nun laß des Armen
Ich fahr' dahin mein' Straßen, Im Herzen dich erbarmen,
In fremde Land dahin; Daß ich muß dannen sein!
Mein' Freud' ist mir genommen, 3. Mein Trost ob allen Weiben!
Die ich nicht mag bekommen, Dein thu' ich ewig bleiben,
Wo ich im Elend bin. Spãt, treu, in Ehren fromm;
2. Groß Leid muß ich jetzt tragen, Nun müss' dich Gott bewahren,
Das ich allein zu klagen In aller Tugend sparen,
Dem liebsten Buhlen mein; Bis daß ich wieder komm'!
9
T „Daß im ‚, Wunderhorn“, Bd. J. S. 145, der Deserteur ein Schweizer ist, dem das Alp—
horn Heimweh erweckt, ist eine romantische Ausschmückung der Herausgeber.“ (Simrock) vVal.
Kölnisches Soldatenliederbuch von Erk 1I. 5. S. 56; 1IIL, 1. S. 82.