Reinick.
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Der Wind, der bläst so hart,
Das Veilchen vor Frost erstarrt;
Es zappelt mit allen Würzlein,
Bedeckt sie mit dem grünen Schürz¬
lein,
Friert sehr an Händen und
Beinen:
Da fängt's bitterlich an zu weinen.
Die blauen Bäckchen werden weiß,
Die Thränen gefrieren darauf zu Eis.
„Ach, wär' ich geblieben im Thale
dort!"
Das war Blauveilchens letztes
Wort;
Darauf sank es um
Und blieb stumm. —
Hast du im Thal ein sichres Haus,
Dann wolle nie zu hoch hinaus!
B.
Lyrische Poesie.
III. Weltliche Lieder.
119. Wie ist doch die Erde so schön!
Von Robert Re in ick. Lieder. Berlin, 1855.
1. Wie ist doch die Erde so schön, so schön!
Das wissen die Vögelein;
Sie heben ihr leicht Gefieder
Und singen so fröhliche Lieder
In den blauen Himmel hinein.
2. Wie ist doch die Erde so schön, so schön!
Das wissen die Flüss und See'n;
Sie malen in klarem Spiegel
Die Gärten und Städt' und Hügel
Und die Wolken, die drüber gehn.
3. Und Sänger und Maler wissen's,
Und es wissen's viel andere Leut'.
Und wer's nicht malt, der singt es,
Und wer's nicht singt, dem klingt es
In dem Herzen vor lauter Freud'!