16 Dänische Kriege. Otto II.; Streit mit dem Erzbischof von Magdeburg.
alten sächsischen Nordmark gehört hatte, noch in einer gewissen Abhängigkeit
von Sachsen gewesen: das hörte nun aus, und die Markgrafen übten seitdem
auch in jenen Landestheilen die volle Herzogsgewalt und waren nur noch dein
Kaiser selbst zu Dienste verpflichtet.
Ter aufblühende Staat erhielt jetzt auch eine Hauptstadt. Markgraf
Otto I. berief die Vornehmen seines Landes zu Havelberg zusammen, um den
Ort zu wählen, welches fortan den Mittelpunkt des allseitig aufstrebenden
Volkslebens bilden sollte: man entschied sich für Brandenburg, wo die
Markgrafen schon seit längerer Zeit ihren Wohnsitz am öftesten aufgeschlagen
hatten.
Kaum war in Heinrich dem Löwen der Nebenbuhler beseitigt, welcher
vou Sachsen aus die Fortschritte der braudeuburgischen Macht beeinträchtigen
konnte, so mußten die Markgrafen nach einer anderen Seite hin ihre sorgen¬
volle Aufmerksamkeit und ihre kriegerischen Anstrengungen richten. Vom
Norden her, von Dänemark, wo eine Reihe kriegslustiger Fürsten hinter
einander regierte, wurde das Schwert der ballenstädtischen Markgrafen wie¬
derholt herausgefordert. Die Dänen machten Ansprüche auf die Länder an der
Ostsee, besonders auf Pommern und auf das slavische Land jenseits der Oder.
Die pommerschen Herzöge vermochten ihnen nicht kräftig genug zu widerste¬
hen; um nun Pommern nicht dem deutschen Reich entreißen zu lassen, über¬
trug Kaiser Friedrich I. dem Markgrafen von Brandenburg eine Art Lehns¬
hoheit über jenes Land. Hieraus entstanden für Brandenburg zunächst immer
neue Fehdeu mit Dänemark, später aber fortwährende Streitigkeiten mit den
Herzögen von Pommern selbst, bis nach Jahrhunderten die Vereinigung bei¬
der Länder erfolgte.
Otto II. (1184—1205.) — Streit mit dem Erzbischof von Mag¬
deburg. Otto's I. ältester Sohn, Otto II., erhielt gleich ihm den Ruhm
der ballenstädtischen Tapferkeit aufrecht. Trotz seines kräftigen Sinns und
festen Muths aber mußte er sich in einem Streit mit dem Erzbischof von
Magdeburg unter der geistlichen Gewalt desselben demüthigen. Otto hatte
wie viele deutsche Fürsten unter dem Kaiser Heinrich VI. einen Kreuzzug ge¬
lobt, vermochte aber sein Versprechen nicht zu erfüllen, weil die Dänen ge¬
rade damals die brandenburgische Macht hart bedrängten. Der Erzbischof
von Magdeburg, schon früher gegen den Markgrafen gereizt, benutzte gern
eine Gelegenheit, um thu die Macht seines geistlichen Ansehens fühlen zu
lassen. Nachdem er ihn wiederholt, aber vergebens zum Kreuzzug aufgefor¬
dert hatte, belegte er ihn mit dem Bann. Anfangs spottete Otto darüber,
aber bald mußte er besorgen, daß er den Kampf gegen die geistliche Macht
schwer durchführen würde. Unter seinen Unterthanen fing die Treue zu wan¬
ken an; denn der neu gepflanzte christliche Glaube beugte sich noch in voller
Ehrfurcht vor dem verdammenden Worte der Kirche. Eine Sage, welche die
geistlichen Schriftsteller jener Zeit berichten, giebt einen Beweis, welche
Anschauungen von den Wirkungen des geistlichen Fluchs im Volke verbreitet
waren. Der Markgraf, so heißt es, habe einst beim Mahle über des Erz¬
bischofs Baun gespottet und übermüthig ausgerufen: „Nach dem Sprüchwort
nimmt von Einem, der im Bann ist, selbst kein Hund ein Stück Fleisch. Laßt