Full text: Geschichte des preußischen Vaterlandes

Patent vom 24. Juli 1807. 377 
mein Hans. Unsere heißen Wünsche für Euer Wohl begleiten Euch zu 
Euerm neuen Landesherrn; seid Ihm, was Ihr mir wäret. Euer Andenken 
kann kein Schicksal, keine Macht aus Meiuem und der Meinigen Herzen 
vertilgen." 
Von vielen Seiten gingen die rührendsten Antworten auf diesen edlen, 
einfachen Abschied ein; besonders ist die treuherzige Erwiderung der Bauern 
der Grafschaft Mark it. s. w. bekannt geworden. Sie schrieben dem Könige: 
„Das Herz wollte uns brechen, als wir Deinen Abschied lasen, und wir 
konnten uns nicht überreden, daß wir aufhören sollten, Deine treuen Unter¬ 
thanen zu sein, wir, die wir Dich immer so lieb hatten. So wahr wir leben, 
es ist nicht Deine Schuld, wenn Deine Feldherren und Räthe zu betäubt 
und verwirrt waren, um die zerstreuten Schaaren zu uns herzuführen, und 
sie mit unseren Landknechten vereint zu einem neuen Kampfe aufzurufen. 
Leib und Leben hätten wir daran gewagt, denn Du mußt wissen, daß in unseren 
Adern das Blut der alreu Cherusker noch feurig rollt, und wir noch stolz 
darauf sind, Hermann und Wittekind unsere Landsleute zu nennen. Auf un¬ 
serem Grunde und Boden liegt das Siegesfeld, wo unsere Vorfahren die 
Feinde, welche das Deutsche Gebiet verwüsten wollten, so schlugen, daß sie 
das Ausstehen vergaßen. Wir hätten sicher das Vaterland errettet, denn 
unsere Landknechte haben Mark in den Knochen, und ihre Seelen sind noch 
nicht verderbt. Unsere Weiber säugen selbst ihre Kinder, unsere Töchter sind 
keine Modeaffen, und der Zeitgeist hat seine Pestluft noch nicht über uns 
ausgegossen. Indessen können wir dem Willen des Schicksals nicht entgehen. 
Lebe denn wohl, alter, guter König! Gott gebe, daß der Ueberrest Deines 
Landes Dich treuere Feldherren und klügere Räthe finden lasse, als die waren, 
die Dich betrübten. Ihrem Rathe mußtest Du zuweilen wohl folgen, denn 
Du bist ja nicht allwissend, wie der große Geist der Welten. Können wir 
aufstehen gegen den eisernen Arm des Schicksales? Wir müssen alle mit 
männlichem Muthe dulden, was nicht in unserem Vermögen ist zu ändern. 
Gott stehe uns bei. Wir hoffen, daß unser neuer Herr auch unser Landes¬ 
vater sein, und unsere Sprache, unseren Glauben und unseren Bürgerstand 
eben so erhalten und achten werde, wie Du, guter, lieber König, es immer 
gethan hast. Gott gebe Dir Frieden, Gesundheit und Freude." 
Von den Landestheilen, welche Preußen im Tilsiter Frieden abtreten 
mußte, wurden Südpreußen, fast ganz Neuostpreußen, der südliche Netzdistrict 
und Culm zu dem neugebildeten Großherzogthume Warschau gewiesen, 
welches dem Könige von Sachsen zum Lohne seiner Dienste gegen Napoleon 
übergeben wurde. — Einen Theil von Neuostpreußen, nämlich den District 
Bialhstock, erhielt Rußland, welches es ungeachtet des früheren Bünd¬ 
nisses mit Preußen nicht verschmähet^ sich an der Beute aus Preußens Fall 
zu betheiligen. Die Stadt Danzig sollte unter Preußens uud Polens Schutz 
eine freie Stadt werden, aber da ein französischer Befehlshaber dort blieb, 
konnte die Unabhängigkeit nur eine scheinbare sein. Cottbus kam an Sach¬ 
sen, welches dagegen andere Bezirke (seinen Antheil an Mansfeld u. a.) 
Frankreich zur Verfügung überließ. Das Fürstenthum Baireuth gab Na¬ 
poleon (jedoch erst 1810) anBaieru. Erfurt, welches der Kaiser als einen 
trefflichen Stützpunkt in der Mitte Deutschlands für die Entfaltung seines
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.