Full text: Geschichte des preußischen Vaterlandes

20 Schulen; der allgemeine Zustand; Verwirrunq in den Marken. 
Die Geistlichkeit allein hielt damals Schulen, zunächst für die Aus¬ 
bildung ihrer eigenen geistlichen Zöglinge, doch wurden auch andere junge 
Leute zugelassen. Bei den Hochstifteu gab es sogenannte Domschulen unter 
einem Scholasticus. Es wurde da, wie in jener Zeit überall, in den unteren 
Schulen ein dreifacher Cursus (Trivium, woher der Name Trivialschulen-), 
nämlich in Grammatik, Rhetorik, Logik, iu deu höheren Schulen ein vierfacher 
Cursus (Quadrivium), in Arithmetik, Astronomie, Geometrie und Musik ge¬ 
trieben. Außerdem gab es niedere Schulen, wo blos Lesen und Schreiben 
und etwas Latein gelehrt wurde, um die Kirchengebete verstehen zu lernen. 
Solche Anstalten wurden auch in manchen Städten nach Einholung der bischöf¬ 
lichen Erlaubniß errichtet. Ans den Dörfern dagegen herrschte überall die 
größte Unwissenheit, auch der Religionsunterricht war hier keine Quelle grö¬ 
ßerer Erleuchtung, weil sich die Geistlichen nach der kirchlichen Art jener Zeit, 
wo die Frömmigkeit großenteils in äußerem Formenwesen bestand, darauf 
beschränkten, die kirchlichen Gebräuche und Ceremonien äußerlich einzuüben. 
Im Allgemeinen gab der Zustand des brandenburgischen Landes beim 
Schluß der ballenstädtischen Fürstenreihe ein rühmliches Zeugniß für den treff¬ 
lichen Geist und das edle Streben, womit Albrecht der Bär und seine Nach¬ 
folger das eroberte Land regiert hatten: leider sollte nach ihnen eine Zeit 
über Brandenburg kommen, wo mancher von ihnen gepflanzte Keim einer 
schönen Entwickelung wieder unterdrückt wurde, bis nach dem Ablauf dieser 
traurigen Zwischenperiode die hohenzollernschen Kurfürsten mit kräftiger Hand 
das Werk wieder aufnahmen, welches die ballenstädtischen Markgrafen so 
rchön begonnen hatten. 
5. Die baierschen Markgrafen. (1324—1373.) 
Ludwig von Baiern (1324—1351). Der Tod Waldemar's war für 
Brandenburg der Beginn einer trüben Zeit, einer Zeit des Verfalls und der 
Auflösung. Nur ein Sprößling des mächtigen markgräflichen Hauses war 
noch übrig, Heinrich der Jüngere von Landsberg, aber er war noch 
unmündig, und die neidischen Nachbarfürsten hielten daher den Augenblick für 
günstig, um über die Markgrafschaft als über eine nnvertheidigte Beute her¬ 
zufallen. Der Herzog Heinrich von Schlesien erneuerte seine Ansprüche auf 
Lebns und Frankfurt; die Wittwe Waldemar's, Agnes, ließ sich in der Alt¬ 
mark, als ihrem zugesicherten Witthum, huldigen, und behielt diesen Besitz 
auch, nachdem sie sich bald darauf mit dem Herzog von Braunschweig wieder 
vermählt hatte; der Herzog von Glogan riß die Landschaften Sagan, Krossen, 
Züllichau u. a. an sich, in der Priegnitz und Uckermark kämpften die Herzöge 
von Mecklenburg und Pommern um die Herrschaft, Wratislav V. von Pom- 
mern-Wolgast nahm die brandenburgischen Besitzungen in Hinterpommern 
und zugleich einen Theil der Neumark in Besitz, wo er als Vormund des 
jungen Markgrafen anerkannt wurde, während von anderen Seiten der Herzog 
Rudolph von Sachsen, wie der Erzbischof von Magdeburg diese Vormund¬ 
schaft gleichfalls beanspruchten. 
Kaiser Lndwig der Baier suchte diesem Unwesen ein Ende zu machen, 
indem er den jungen Heinrich für volljährig erklärte, aber wenige Monate
	        
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