Full text: Geschichte des preußischen Vaterlandes

Der Prinz von Preußen in London-, Rückkehr nach Preußen. 491 
des Königs sein erster Rathgeber. Als solcher gebe ich die heilige Versicherung 
in meinem und der übrigen Rathgeber Namen, daß kein Mißtrauen einen von 
uns beschlichen hat, als diese Verordnungen berathen worden sind. Aber 
eine Voraussicht haben wir gehabt, daß die Verordnungen, die zum Besten 
des Vaterlandes gegeben wurden, Freiheiten und Rechte der Stände niemals 
aus Kosten der Rechte und Freiheiten der Krone gewähren sollten. Das ist 
der Grundsatz, nach welchem ich an diesem Werke Theil genommen habe." — 
Als im Frühjahr 1848 die europäischen Verhältnisse durch die Revo¬ 
lution in Frankreich erschüttert wurden, glaubte König Friedrich Wilhelm IV. 
seinem Bruder, dem Prinzen von Preußen, die wichtige Stellung als Wächter 
des Rheins übertragen zu müssen und ernannte ihn am 10. März zum Ge¬ 
neral-Gouverneur der Rheinprovinz und Westphaleus. Bevor 
er jedoch nach dem Rhein abgehen konnte, traten die Scenen des Aufruhrs 
und des Kampfes vom 18. zum 19. März ein. Während derselben befand 
sich der Prinz, wie seine Stellung es mit sich brachte, in der unmittelbaren 
Nähe des Königs und nahm als erstes Mitglied des Staatsministeriums an 
allen Berathungen Theil, wogegen er ein militärisches Commando nicht führte. 
Die Märzereignisse und des Prinzen von Preußen Aufenthalt in 
England. Als am 19. März durch die Entfernung der Truppen die Volks¬ 
herrschaft für eine Zeit lang freien Spielraum gewann und die demokrati¬ 
schen Führer den Unwillen des bethörten großen Hansens namentlich gegen 
die Armee, die feste und treue Stütze des Thrones, zu richten suchten, gelang 
es ihnen auch, den Prinzen von Preußen, der mit Recht als eifriger Freund 
und Beförderer militärischen Wesens allgemein bekannt war, bei den aufge¬ 
regten Massen zu verdächtigen. Die freventlichen Absichten Einzelner ver¬ 
irrten sich so weit, daß des Prinzen Palais in Brand gesteckt werden sollte; 
doch wußten patriotische Männer die verführten Volkshaufen im entscheiden¬ 
den Augenblick noch zu beschwichtigen. 
Der Prinz hatte am 19. März Berlin verlassen. Da in den folgenden 
Tagen die Hauptstadt durch Gerüchte über die Rückkehr desselben an der 
Spitze einer großen Heeresabtheilung aufs Neue erregt wurde, beschloß der 
König, auf den Antrag seiner Minister, zur Beseitigung solcher Vorspiege¬ 
lungen, seinen Bruder auf kurze Zeit eine Reise ins Ausland antreten zu 
lassen und sandte ihn mit Aufträgen an die Königin von England. Am 27. 
März traf derselbe in London ein und wurde am englischen Hofe mit hoher 
Auszeichnung empfangen: die berühmtesten Männer des Landes, der Herzog 
von Wellington u. A., brachten ihm ihre Huldigungen dar. Zwei Monate 
lebte er in England und suchte sich in dieser Zeit mit den dortigen Einrich¬ 
tungen, unter Anderem auch mit den Verhältnissen der Marine genau be¬ 
kannt zu machen. 
Bald nach der Entfernung des Prinzen aus dem preußischen Vaterlande 
war inzwischen manche Stimme treuer Patrioten laut geworden, welche den 
Wunsch nach seiner Rückkehr aussprach. 
Als sodann die preußische Nationalversammlung znsammentreten sollte, 
um eine Verfassung mit dem Könige zu vereinbaren, hielt auch die Regierung 
es für unerläßlich, daß der Nächste zum Throne, der Prinz von Preußen, im 
Vaterlande anwesend sei, und der König berief deshalb im Mai 1848 seinen
	        
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