560 Schreiben des Königs über die Schlacht bei Königgrätz.
indem Alles zugleich hineinstürmen wollte. Die Festungsgräben wurden von
zahllosen Opfern angefüllt.
Bericht desKönigs über die Schlacht bei Königgrätz.
König Wilhelm richtete am Tage nach der Schlacht folgendes denkwürdige
Schreiben an die Königin Augusta: 4. Juli. Am 2. verließ mich
Fritz Karl (Prinz Friedrich Karl) um 3 Uhr Nachmittags nach einem Kriegs¬
rathe, in welchem beschlossen wurde, den durch Märsche und Kämpfe er«
schöpften Mannschaften ein bis zwei Ruhetage zu gönnen. Um |11 Uhr
Abends traf jedoch General Voigts-Rhetz wieder bei mir ein, um die Ausbeute
der Recoguosciruugen des Tages zu melden, die dahin ging, daß bedeutende
feindliche Massen von Josephstadt nach Königgrätz diesseits der Elbe sich von
8 — 3 Uhr bewegt hätten, Gefangene aussagten, die Armee concentrire sich
zwischen Elbe und Bistritz und Königgrätz; es wurde mir daher vorgeschlagen,
den günstigen Umstand, daß die feindliche Armee sich diesseits der Elbe schlagen
zu wollen scheine, zu benutzen und ihr die Schlacht anzubieten. Zu dem Ende
sollte sich die erste Armee mit dem 2., 3., 4. Corps im Centrum, Sadowa
vor sich habend, aufstellen, General Herwarth mit seinen 1^ Corps über
Nechanitz in die linke Flanke, Fritz mit der zweiten Armee, Garde, 1., 5., 6.
Corps von Königshof, seinen linken Flügel längs der Elbe, in die rechte Flanke
des Feindes vorgehen. Erst um Mitternacht hatte ich mit General Moltke
Alles festgestellt: bestimmte meinen Aufbruch auf 5 Uhr früh, da die Armee
sofort Nachts 2 Uhr den Marsch anzutreten hatte. Ich hatte fast 4 Meilen
zu fahren und glaubte immer noch nicht recht an die Richtigkeit der Annahme,
daß der Feind diesseits der Elbe stehen könne. Aber nur zu bald sollte sich
die Richtigkeit herausstellen. Als ich in einem kleinen Dorfe, Dub, zu
Pferde stieg, regnete es und dauerte derselbe mit laugen Unterbrechungen den
Tag über an. Schon bei den Truppen vorüberfahrend, wurde ich fortwäh¬
rend von denselben mit Hurrah begrüßt. Das Gefecht fing so eben 8 Uhr
mit Artilleriefeuer des 2. Corps au, als ich in Sadowa ankam und auf einer
Höhe Posto faßte; dies Corps stand rechts von hier. Die Division Horn
(8. Division) ging bei Sadowa über die Bistritz und griff vorliegende wal¬
dige Höhen an, gewann bei der Heftigkeit der Vertheidigung wenig Terrain,
die 7. Division (Fransecky) entwickelte sich mehr links, mit gleich schwanken¬
dem Erfolge, Herwarth griff schon nach 1^ Stunden, von Nechanitz kommend,
ins Gefecht ein, welches von nun an fast während 5 Stunden hauptsächlich
tu Artilleriegefecht bestand, untermischt mit Jufauteriegefecht in waldigen Ber¬
gen. Mit Sehnsucht sahen wir dem Eintreffen der zweiten Armee entgegen,
denn bei diesem langen Artilleriekampfe mußte dieselbe mehrere Male bereits
ihre Reserve-Munition verausgaben. Das Jnsauteriegefecht schwankte hin und
her. Endlich entdeckten wir die ersten Spuren der Annäherung des Garde-Corps,
aber das Gefecht konnte man icht sehen. indem es jenseits einer Höhe vor
sich ging und man nur dasselbe aus der feindlichen Flankenstellung annehmen
konnte. Trotz dieser Umgehung und trotz des allmäligen, sehr langsamen
Vordringens Herwarth's hielt der Feind in dem Centrum immer noch festen
Stand. Jetzt wurde die 5. Brigade (Schimmelmann), Leib-, 48. Regiment
zur Unterstützung des Angriffes aus das Centrum vorgenommen. Ich ritt
durch die Regimenter durch, die mich mit lautem Jubel begrüßten (während