3. 
Sie war ein Fräulein von Detten und in früheren glücklichen 
Tagen an einen tapfern und edeln Ritter, namens Cuz Schott, 
verlobt. Siebe, da kam vor kurzem ihr einziger Bruder von 
einem Turnier nach Haus und brachte einen Panzer mit Blut 
befleckt und eine Binde mit, die sie alsbald für den Schmuck 
ihres Bräutigams erkannte, meinend drückte sie die blutige 
Binde an ihre Brust. Ihr herz war gebrochen; denn ihr Ver¬ 
lobter, so wähnte sie, war auf dem Sande des Kampfplatzes 
gefallen. Doch dies war nur ein eitles Blendwerk des hab¬ 
süchtigen Bruders. Durch diese trügerische Nachricht wutzte er 
sie zu bewegen, der Welt zu entsagen, und ihm ihren Rnteil 
an dem Erbe zu hinterlassen, jetzt war sie eben im Begriff, 
in Begleitung ihres Bruders in das Kloster Neuburg zu ziehen, 
welches in der Nähe von Heidelberg sein reizendes Rngeficht 
in den klaren fluten des Neckars spiegelt. Ruf ihrem Zuge 
ins Kloster hatte man sie überfallen und in diese Burg gebracht. 
4. 
ln ihrer Gesellschaft befand sich auch der Lehrer Breitmann 
aus dem Stifte Mosbach. Diesem war es beschieden, den Tag 
der Befreiung herbeizuführen, nachdem sie zwei Jahre lang in 
der Gefangenschaft zugebracht hatte, wie nützlich ist es, wenn 
man schreiben kann! Er wußte einen Brief an die Stiftsherren 
nach Mosbach zu befördern, und dem kurpfälzischen Vogte da¬ 
selbst die Nachricht zu unterbreiten, dah er nebst seiner adeligen 
Reisegesellschaft hier in Gefangenschaft gehalten werde. Den 
Brief besorgte ihm eine Magd, welche er durch das versprechen 
eines neuen Kleides für sich gewonnen hatte. — Hier hat die 
Eitelkeit ein gutes Werk gestiftet. — 
Da das Fräulein von Detten mit dem Kurfürsten von der 
Pfalz, der in Heidelberg residierte, verwandt war, so wurde
	        
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