3. 
Raum waren zwei jähre verflossen, daß Ottilie aus Palma 
zurückgekehrt war, so verbreitete sich der Ruf ihrer lugenden 
und ihrer Schönheit weit und breit. Davon hörte auch ein 
Herzog aus Deutschland und sandte herrliche Voten mit reichen 
Geschenken an den Herzog Fittich, dah er ihm Ottilie zur frau 
gäbe. Die Boten wurden von Fittich und seiner Gemahlin 
höflich begrüßt und wohl empfangen. Die eitern beschlossen, 
die Verlobung anzunehmen und teilten ibrer Tochter die ehren¬ 
volle Botschaft mit. Fiber Ottilie wollte durchaus nichts von 
einer Heirat wissen. Mit tränenschwerem Blick gen Himmel 
sprach sie das Gelübde: „Gott bat mir das Augenlicht geschenkt, 
dafür will ich ibm danken und dienen, so lange ich lebe.“ 
4. 
Don jetzt an trübten sich die Tage auf der HoHenburg wieder. 
Der Dater war ungehalten über Ottilie, datz sie einen so ehren¬ 
vollen Flntrag zurückwies. Manch hartes wort muhte Ottilie 
von ihrem Dater hören, ln seinem Zorne drohte er ihr, sie zu 
der Verbindung mit dem Herzog zu zwingen. Da hatte Ottilie 
bange Sorge, und traurige Gedanken bemächtigten sich ihrer. 
Und als der Herzog sie drohend und heftig zu einem Ent¬ 
schlüsse drängte, entschloß sie sich zu entfliehen. 
heimlich verlieh Ottilie die HoHenburg. wie ein schnell- 
fühiges Reh, das der Verfolgung seiner Jäger entrinnen will, 
eilte sie dem Rheine zu. Ein Fährmann setzte sie über, und 
eiligen Schrittes floh sie am Rheinstrom aufwärts durch den 
Breisgau in das Dreifamtal. Unterdessen ward Ottiliens Flucht 
aus dem Schlosse entdeckt. Der Herzog setzte sich mit seinen 
Getreuen zu Rotz und ritt dem Rheine zu. Don dem Fährmann 
erfuhr er, wohin Ottilie geflohen. Nun begann er mit grotzem 
Eifer die Derfolgung und jagte hinter der Tochter her. Der
	        
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