sich der grünen Bergbucht, und jetzt erkennt Ottilie das flb-
zeichen der mannen ihres Vaters. Schrecken läbmte alle ibre
Glieder.
Da sinkt sie auf die Kniee und betet lang und laut zu Gott:
„O Hluttcr Gottes, rett’ o rett’ Ottilie!
Dicbt hinter mir find die Verfolger her,
die munden fühe tragen mich nicht mehr.
O rette mich vor dem verhahten freier,
und hülle gnädig mich in deinen Schleier!“
So siebte sie, als schon aus des Waldes Grund die Ritter
wild jubelnd auf sie eindringen, „hier ist sie; jetzt kann das
scheue Kräutchen uns nicht mebr entrinnen!“ ruft der wilde
Hause. Und schon will einer der sHannen sie erfassen. Siebe!
— Da spaltet sich der Fels und Ottilie flüchtet hinein. Die
Verfolger staunen und fallen betend nieder an der Stelle, fluch
der Vater siebt das Wunder und starrt sprachlos nach dem
Felsen; dann aber fliebt er und feine Genossen erschrocken
zurück in den dichten Wald und eilen wieder der Hohenburg zu.
6.
Der Herzog fand zu Hause obne seine Tochter keine Freude
und keine Rube mebr. Ottiliens kindliche Liebe, ibr reiner
und unschuldiger Lebenswandel erweckte in dem Vaterberzen
eine Sehnsucht nach der fernen Tochter. Er lieh daher allent¬
halben bekannt machen: Seine liebe Tochter möge wieder
zurückkommen, all ihr Begehren, all ihre wünsche sollten er¬
füllt werden.
Ottilie kehrte zurück und fand ihren Vater zu allem Guten
bereit. Mich verwandelte die Hohenburg in ein Kloster. Außer¬
dem schenkte er seiner Tochter manche Hufe Landes, manch’
prächtigen Wald und eine ftnzabl Dörfer, die für den Unter¬
halt des Klosters zu sorgen hatten.