30
dem Vaterlande heilsam sind, so bedarf es deines Geldes nicht; sind sie aber
schädlich, so wird dein Geld mich nicht zum Verräther machen. Du aber
verlaß die Stadt, damit du nicht andere verführst." Seinem Waffenträger,
der einem Gefangenen für Geld die Freiheit gegeben hatte, nahm er 'den
Schild mit den Worten: „Seitdem Geld deine Hand befleckt hat, kannst dn
in Gefahren mein Begleiter nicht mehr fein."
3. Nach der Ermordung der Tyrannen erschienen die Spartaner mit
einem großen Heere, die Thebaner zu züchtigen. Epaminondas stellte sich
an die Spitze der Thebaner; Pelopidas führte die „heilige Schar". Bei
dem Städtchen Leuktra kam es zur entscheidenden Schlacht. Die Spartaner
konnten der Tapferkeit der gut geführten Thebaner nicht widerstehen, und
der größte Theil von ihnen ergriff die Flucht. Als die Nachricht von der
Niederlage und Flucht des Heeres nach Sparta kam, herrschte dort große
Aufregung und Verlegenheit. Die Flüchtlinge mußten nämlich nach sparta¬
nischem Gesetz mit Verlust des Waffenrechts bestraft werden; der alte König
aber, der das eigene Land für verloren hielt, wenn er keine Soldaten hatte,
rief der versammelten Menge zu: „Laßt heute das Gesetz schlafen, morgen
mags strenger wieder erwachen."
4. Während nun Epaminondas die Spartaner in ihrer Hauptstadt
hart bedrängte, leistete Pelopidas unglücklichen Städten Theffaliens gegen
den grausamen Tyrannen Alexander von Pherä Hülfe. Dabei gerieth
er leider selbst in Gefangenschaft, fürchtete sich aber auch im Gefängnisse
nicht, dem Tyrannen seine Schandthaten vorzuhalten. In seiner Noth kam
sein treuer Freund Epaminondas mit einem Heere und befreite ihn. Bei
dem vierten Einfall in das Gebiet der Spartaner siegte der tapfere Epami¬
nondas bei M ant ine a (362) abermals über die Spartaner; allein ein
Wurfspeer durchbohrte seine Brust. Tödtlich verwundet sank er nieder. Als
die Aerzte erklärten, daß er sterben müsse, sobald das Eisen ans der Brust
gezogen werde, ließ er den Spieß so lange stecken, bis ihm der Sieg gemeldet
wurde. Dann küßte er seinen Schild und rief: „Ich habe genug gelebt,
denn ich sterbe unbesiegt." Seinen Freunden, die ihn trauernd umgaben
und klagten, daß er keinen Sohn hinterlasse, entgegnete er noch: „Ich
hinterlasse euch zwei unsterbliche Töchter, die Schlachten bei Leuktra und
Mantinea." Pelopidas fand in dem ferneren Kriege gegen Alexander, von
welchem viele Thebaner aus Furcht vor der eingetretenen Sonnenfinsternis
zurückblieben, seinen Tod.
15. Alexander der Große (333).
1. Die griechischen Staaten hatten sich durch viele Kämpfe gegen
einander sehr geschwächt. Deshalb wurde es dem König Philipp von
Macedonien möglich, ganz Griechenland unter seine Herrschaft zu bringen.
Sein Sohn hieß Alexander. Derselbe war von Natur mit großen
Anlagen begabt, welche sein Vater sorgfältig ausbilden ließ. Der größte
Gelehrte jener Zeit, Aristoteles, war der Lehrer des Knaben, den er
mit dem besten Erfolge unterrichtete. Die Gesänge Homers erweckten schon