Full text: Erzählungen aus der Weltgeschichte

sie. Nun erklärten die Römer den Karthagern den Krieg. Sofort faßte 
der kühne Hannibal den Plan, seine Todfeinde im eigenen Lande zu 
bekämpfen. Die Römer glaubten, Hannibal würde mit einer Flotte nach 
Italien kommen, und machten darnach ihre Anstalten. Aber plötzlich stand 
Hannibal mit feinem ganzen Heere in Oberitalien. Was kein Mensch für- 
möglich hielt, hatte Hannibal ausgeführt. Mit 60,000 Mann, die an 
ein heißes Klima gewöhnt waren, mit 37 Elephanten und Tausenden von 
Pferden war er im Monat November über die beiden höchsten Gebirge 
Europas, die Pyrenäen und die Alpen, gestiegen. Aber nur 26,000 
Mann waren in Italien angelangt, die übrigen waren durch Hunger und 
Kälte umgekommen, in Abgründe gestürzt, oder von Schneelawinen ver¬ 
schüttet. Von allen Elephanten war nur einer übrig geblieben. 
2. Schnell stellten die Römer dem Hannibal ihre Heeresmacht ent¬ 
gegen, aber er schlug sie in kurzer Zeit zweimal. Dadurch gewann 
Hannibal ganz Oberitalien. Dann vernichtete er am trasimenischen 
See ein drittes Heer. Rom zitterte vor dem gewaltigen Sieger. In 
dieser Noth erwartete man Rettung von einem alten trefflichen Manne, 
Fabius Maximus, der zum Feldherrn erwählt wurde. Fabius wußte 
geschickt jeder Schlacht auszuweichen, besetzte sorgfältig alle Anhöhen und 
suchte Hannibal durch zahlreiche kleine Angriffe zu ermüden. Seine 
Soldaten und Offiziere brannten vor Begierde sich an den Karthagern 
wegen der erlittenen Niederlage zu räcken, und murrten deshalb über 
Fabius Zögerung. Sie nannten ihn znm Spott den Zauderer (Cunctator). 
Aber Fabius kehrte sich nicht daran und blieb bei seiner Vorsicht. Und 
beinahe wäre es ihm gelungen, das ganze Heer der Karthager zu fangen. 
Hannibal war nämlich, durch Wegweiser irre geführt, in ein von Bergen 
umringtes Thal gerathen. Rasch ließ Fabius alle Ausgänge besetzen. 
Aber Hannibal wußte Rath. Er ließ nachts 2000 Ochsen Reisbündel 
an die Hörner binden, das Reisig anzünden und so die Ochsen gegen das 
Heer der Römer treiben. Diese vermutheten einen nächtlichen Ueberfall 
und wußten nicht, auf welcher Seite sie sich zuerst vertheidigen sollten. 
Hannibal benutzte die allgemeine Verwirrung, und zog still ab. 
3. Der bedächtige Fabius wurde Hannibal immer lästiger. Diesem 
fiel endlich eine List ein, um sich seiner zu entledigen. Er ließ alle Land¬ 
güter umher verwüsten, nur die des Fabius blieben verschont. Die List 
gelang. Die Römer wähnten, daß Fabius ein geheimes Einverstündniß 
mit den Feinden habe, und gaben ihm den Befehl, mit seinem kühnen 
Untergeneral Minucius den Oberbefehl zu theilen: Fabius fürchtete 
des Minucius Unbesonnenheit und theilte das Heer. Minucius, froh 
von dem lästigen Zwange befreit zu sein, verließ schnell die Höhen, um 
Hannibal anzugreifen. Aber dieser hatte ihn in einen Hinterhalt gelockt 
und umzingelt und würde ihn mit seinem ganzen Heere gefangen haben, 
wäre ihm Fabius, der die Gefahr gesehen, nicht zu Hülfe gekommen. 
Hannibal zog sich ärgerlich zurück und rief: „Dacht ichs doch, daß die 
Wolke da auf den Bergen uns einmal ein Donnerwetter bringen würde."
	        
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