- 6 —
Bald drangen auch noch andere germanische Völkerschaften ans das
linke Rheinuser. — Es waren nämlich unter den einzelnen kelti¬
schen Stämmen Streitigkeiten über den Vorrang ausgebrochen
und die eine Partei rief den Germanen Ariovist, den Führer der
Markomannen und Sueven, zur Hülfe herbei. Ariovist mit seinen
Scharen siegte und ließ sich in den keltischen Ländern nieder.
Zahlreiche deutsche Einwanderer kamen über den Strom und
breiteten sich immer weiter ans. Da sahen die Kelten mit Schrecken,
welch' gefährlichen Bundesgenossen sie sich in Ariovist geholt hatten.
In ihrer Bedrängnis baten sie den römischen Feldherrn Cäsar
um Unterstützung. Dieser kam mit seinem kriegsgewohnten Heere;
aber gewaltiger Schrecken befiel seine Krieger, als sie gegen Ario-
vists Scharen kämpfen sollten, und seine ganze Beredsamkeit
mußte er aufbieten, um seine Truppen in die Schlacht zn führen.
Ariovist wurde nach hartnäckigem Widerstände besiegt und in die
Flucht geschlagen (58 vor Chr.). Das war der Anfang der Kämpfe
zwischen Römern und Germanen, die sich durch 500 Jahre hin¬
zogen, endlich aber doch den Deutschen die Herrschaft über das
Elsaß gaben.
Elsaß unter den Römern.
Durch den Sieg Cäsars über Ariovist kam das Elsaß unter
römische Oberhoheit und Verwaltung, jedoch wurden die Deutschen,
die sich hier angesiedelt hatten, nicht vertrieben. Aber römische
Sitte und Sprache verbreitete sich; neue Städte wurden angelegt
und Straßen, von denen man jetzt noch Überreste sieht, durchzogen
das Land. Besonders in Argentoratnm, dem jetzigen Straßburg,
welches ein befestigter Ort war, erhob sich städtisches Leben. Die
römischen Götter und Göttinnen zogen mit den Siegern ein und
ihr Dienst vermischte sich mit dem der einheimischen Gottheiten.
Die achteckige Kirche von Ottmarsheim im Kreise Mülhausen soll
ein römischer Tempel gewesen sein. — Über das ganze Land hin
erstreckten sich Befestigungen; und deren bedurfte es auch. Denn
wenn auch die Germanen geschlagen worden waren, so schickten sie
doch immer neue Scharen gegen die Römer. Auch jenseits des
Rheines hatten sich die Römer festgesetzt, doch war dort ihre
Herrschaft fortwährenden Kämpfen preisgegeben. Seit dem dritten
Jahrhundert stürmten die Alemannen, deren Gebiet sich vom