Full text: Elsässische Geschichtsbilder

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Fenster aus die hellen Haufen sah, glaubte er sich schon verraten. 
Da trat Ratbod zu ihm hin und sprach: „Sage, lieber Bruder, 
hätte mich wohl die stärkste Feste gegen diese Menge schützen 
können ? Nimmermehr, deshalb habe ich mir nur eine kleine Burg 
gebaut und mir mit dem übrigen Gelde viele edle und tapfere 
Bundesgenossen gewonnen. Sie bilden einen sicherern Schutz mit 
ihrer Freundschaft, als dicke Mauern." Werner mußte dem Bru¬ 
der recht geben. Mit lautem Jubel wurde er von den Gästen 
begrüßt und verweilte mehrere Tage, bis das fröhliche Einwei¬ 
hungsfest zu Ende war. — Werner und Ratbod waren ein kühnes, 
streitbares Paar. Das bischöfliche Kleid hinderte Werner nicht, 
das Schlachtroß zu besteigen und mit seinem Bruder zusammen 
unter dem Banner des Kaisers zu streiten. Bis an den Genfersee 
trug er seine siegreiche Fahne. Aber auch in den innern Ange¬ 
legenheiten des Elsasses war er thätig. Er sprach Recht, schlichtete 
ausgebrochene Streitigkeiten und sorgte für gute Verwaltung der 
Güter des Bistums. Er war es auch, welcher i. I. 1015 den 
Grund zum heutigen Straßburger Münster legte; daher erhielt er 
den Beinamen „der Erbauer". Er wurde vom Kaiser mit einer 
Gesandtschaft nach Eonstantinopel betraut; doch als er zurückkehrte, 
fiel er in Ungnade und starb 1029. 
Papst Leo IX. 
(1002—1054.) 
Heinrich II., der Heilige, war der letzte der sächsischen Kaiser; 
ihm folgte Konrad II. von Franken. Er hatte oft gegen aufstän¬ 
dische Fürsten zu kämpfen, ebenso sein Nachfolger Heinrich III. 
Währen d dieser regierte, bestieg ein Elsässer unter dem Namen 
Leo IX. den päpstlichen Thron. Bruno, Graf von Egisheim und 
Dagsbu rg, wurde i. I. 1002 geboren. Seiuer Mutter war durch 
ein Traumgesicht oder> wie eine andere Überlieferung berichtet, 
durch eine fromme Frau seiue künftige Bedeutung vorherverkündet 
worden. Dem Vater aber, dem Grasen Hugo, hatte eine alte Frau 
geweiffagt, daß er einst seinem Sohne den Stanb von den Füßen 
küssen werde. Um dies unmöglich zu machen, übergab er das 
neugeborene Kind einem Jäger, damit er es töte. Dieser schonte 
jedoch das Knäbleiu und täuschte deu Grafen dadurch, daß er ihm 
das durchschossene Herz eines Rehbocks brachte. Bruno wnchs
	        
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