4b —
Umgangssprache, so die Nachahmung durch das Kind. Verbesserungen sind
leichter durch Scherz als durch Ernst und Strenge zu erzielen. Kinder in
der Wiege lauschen schon gern dem Gesang der Mutter; Gesang wirkt auf
das Gemüt; wer für die Kinder und mit ihnen singt, trägt zur Erheiterung
des Gemütes bei.
Die größte und reinste Freude äußert das Kind im Spiel. Silben, Worte,
Gesang, Bewegungen, Tätigkeiten und Gegenstände aller Art werden benutzt
um sich an deren Veränderungen zu ergötzen. Der kindlichen Phantasie und
Gestaltungsgabe kann gerade durch eine geschickte Auswahl der Spiele und
Spielgeräte die beste Förderung zuteil werden. Kommt dazu noch das ge⸗
meinsame Bewegungsspiel mit Altersgenossen, so gilt es innerhalb der
Spielregel seine Kräfte mit andern zu messen. Vom Scherz zum Ernst ist
dann der kürzeste Schritt.
Obwohl in der Erziehung auf Gehorsam gedrungen und der Eigensinn
gebrochen werden muß, erscheint es doch notwendig das Kind in gewisser
Beziehung zur Selbständigkeit heranzubilden. So ist es ein wesentlicher
Nutzen für das heranreifende Kind, wenn wir ihm neben einer Sparbüchse
oder noch besser einem Sparkassenbüchlein ein kleines Taschengeld geben und
es auf eine nützliche Anwendung aufmerksam machen. Auf solche Weise
wird es früh Herr über sein eigenes Vermögen; es lernt bald im eigenen
Besitz haushalten, sich und andern mit seinen kleinen Ersparnissen Vergnügen
bereiten, sammeln und berechnen, wie es sich dies und jenes anschaffen könne.
Das Beispiel der tätigen Mutter kann dem Kinde schon früh Liebe zur
Beschäftigung einflößen; sie führt es dadurch zur Arbeitsamkeit. Um
im Kinde die Lust zur Arbeit zu wecken, dürfen ihm keine Forderungen
gestellt werden, die seine Kräfte übersteigen. Man gebe ihm eine Be—
schäftigung, deren Gelingen sicher ist und ihm Freude macht. So können
wir Knaben und Mädchen schon in frühester Jugend gewöhnen bei den
zahlreichen kleinen Arbeiten in einem Hauswesen Hand anzulegen; sie tun
es meistens gerne und eignen sich dadurch ziemlich viel Geschicklichkeit und
Fertigkeit an.
Mögen wir unsere Kinder noch so sorgfältig erziehen und noch so sehr
auf ihr Wohl bedacht sein, unsere Tätigkeit hätte nicht den rechten Wert,
wenn wir nicht die kostbarste Blume des Menschenherzens in ihnen zu
pflegen verstünden: die Religion. Bevor noch das Kind zu erkennen ver—
mag, was neben und über ihm steht, kündet sich in seinem Herzen eine
Ahnung seiner Abhängigkeit an. Es hört von einem Gott, es spricht von
hm, es macht sich wohl auch ein Bild von ihm. Gläubig nimmt seine
Seele den Gedanken auf, daß es in Verbindung mit diesem Gott stehe und
er sein Antlitz je nach seinem Verhalten bald liebend zu ihm neige bald
trauernd von ihm abwende. Die Mutter lehrt das Kind beten, lehrt es
alles Gute von Gott herleiten und für alles Gute ihm danken.
Nach Susanna Kübler u a