Full text: Von 1789 - 1807 (H. 12)

Urteile über Napoleon 1. 27 
b) E. M. HrnM.1 
Ich sage nicht, daß bei Bonaparte alles absichtlich und listig ist. (Er 
würde nie Großes getan, nie den Purpur angezogen haben, wenn dies 
wäre- ich sage nicht, daß er der verruchte Lösewicht ist, wozu ihn manche 
im haß machen. (Er hat geherrscht, wo man diente; geboten, wo man 
nachgab, seine gewaltige Kraft, oft planvoll, öfter unbewußt, fortge¬ 
trieben, wo kein widerstand war; ja er hat wohl selten mehr gewußt, 
als er gefühlt hat; und so ist er dahin gekommen, wohin er beim Aus¬ 
gehen noch nicht sehen konnte. Aber soll man ihn, der selbst einer blinden 
Macht in ihm folgt, den weisen und sichern Führer nennen, soll man 
groß nennen, was klein, kühn, was grausam, weise, was hinterlistig ist? 
Soll man einem TTtanne, der kein TITaß hat, Mäßigung zutrauen? Das 
hohe der Menschheit hat er nie gedacht, von der Bildung und dem heilig¬ 
sten Verhältnis (Europens hat er keine Idee; in wilder Hatur fährt er 
dahin, und durch Zufall kann selbst das töricht werden, was nicht ein¬ 
mal töricht gemeint ist. . . . Titan darf den Fürchterlichen so schnell nicht 
richten, als es die meisten tun in haß und Liebe. Die Hatur, die ihn ge¬ 
schaffen hat, die ihn so schrecklich wirken läßt, muß eine Hrbeit mit ihm 
vorhaben, die kein anderer so tun kann. (Er trägt das Gepräge eines 
außerordentlichen Menschen, eines erhabenen Ungeheuers, das noch un¬ 
geheurer erscheint, weil es über und unter Menschen herrscht und wirkt, 
welchen es nicht angehört. 
c) Napoleon selbst. 
Ich habe den Schlund der Anarchie geschlossen und das Chaos ent¬ 
wirrt. Ich habe die Revolution gereinigt, die Völker veredelt, die Throne 
befestigt. Ich habe alle Talente aufgemuntert, alle Verdienste belohnt 
und die Grenzen des Ruhmes weiter hinaus gerückt. . . . Wessen könnte 
man mich anklagen, wogegen mich ein Schriftsteller nicht in Schutz zu 
nehmen vermöchte? Sind es meine Absichten? — er hat Tatsachen ge¬ 
nügend zur Hand, um mich freizusprechen. Mein Despotismus? — doch 
er wird beweisen, daß die Diktatur unumgänglich notwendig war. Daß 
ich der Freiheit ein (Ende machte? — aber er wird klar dartun, daß die 
Zügellosigkeit, die Anarchie, die großen Unordnungen noch an der 
Schwelle drohten. Daß ich den Krieg zu sehr liebte? — er wird zeigen, 
daß ich stets angegriffen worden bin. Daß ich nach der Weltmonarchie 
strebte? — sie war nur das zufällige Werk der Umstände, und unsere 
Feinde führten mich ihr selbst Schritt für Schritt entgegen. Daß ich (Ehr¬ 
geiz besaß? Ja, (Ehrgeiz wird der Geschichtsschreiber an mir finden, aber 
den größten und erhabensten (Ehrgeiz, den es wohl jemals gegeben hat! 
tlämlich den, das Reich der Vernunft, die volle Entwicklung, den ganzen 
Genuß aller menschlichen Fähigkeiten endlich herzustellen und zu weihen ! 
1 E. ITT. ftrnbt, Geist der Zeit, 1. Teil, 8. Der Emporgekommen?. 
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