Full text: Gegenreformation und 30jähriger Krieg (H. 10b)

10 III. Das Ausland im Zeitalter Philipps II. 
III. Das Kurland im Zeitalter Philipps II. (1556—1598). 
Philipps Persönlichkeit. 
a) Bericht der venezianischen Gesandten Badoero 1557.1 
Der König Philipp ist am vergangenen 20. Mai in sein 31. Jahr ein¬ 
getreten. Lr ist von kleiner Statur und zierlichen Gliedern, hat eine große, 
schöne Stirn, große himmelblaue Rügen, starke, nicht sehr getrennte Brauen, 
eine regelmäßige Nase, einen großen Mund, eine dicke Unterlippe, die zu¬ 
weilen versagt; er trägt den Bart kurz und nach der spanischen Mode zu¬ 
gespitzt, ist von weißer haut und blondem haar und hat das Kussehen 
eines Flämings (Niederländers), erscheint aber stolz, weil er aus spanische 
Manieren hält Seine (Bemütsbeschafsenheit ist phlegmatisch und melancho¬ 
lisch, und er leidet am Magen und an der Flanke; daher hat er auf den Rat 
der Ärzte begonnen, häufig zur Jagd zu gehen, weil er sie für die nützlichste 
Medizin zur Kräftigung des Körpers hält, und um den Geist melancholischen 
Gedanken zu entziehen 
Seine Majestät hat einen guten und umfassenden verstand, fähig für 
große Angelegenheiten, aber nicht so rührig, wie es nötig wäre, um solche 
Vorkehrungen zu treffen, wie zur Reformation so großer Staaten und Reiche 
notwendig sind; jedenfalls bemüht er sich sehr, manchmal so, daß es feine 
schwache Konstitution nicht ertragen kann 
b) aus dem Bericht des Venezianers Haiti. Dez. 1598.' 
... Der verstorbene König war fromm, gerecht, sparsam und friedliebend. 
Aber die erste Eigenschaft wandelte sich in Staatsklugheit, die zweite in 
grausame Strenge, die dritte in Geiz, die vierte in das Streben, Schieds¬ 
richter der Christenheit zu sein... . 
2. Der Abfall -er Niederlande, 
a) Alba an die Königin Katharina v. Frankreich. 10. vez. 1567.3 
viel besser ist es, ein Reich in verwüstetem, ja zugrunde gerichtetem 
Zustande durch einen Krieg für Gott und für den König zu behaupten, als 
unversehrt ohne Krieg für den Teufel und feine Anhänger, die Ketzer, 
b) Philipp II. an Klba. 17. flug. 1568.4 
Lieber Detter! Aus (Eurem Briefe vom 9. Juni habe ich gesehen, daß 
der Prozeß gegen die Grafen (Egmont und Horn stattgefunden hat... daß 
die Hinrichtung der genannten Grafen und der anderen (Edelleute erfolgt 
ist und daß Ihr diese Hinrichtungen mit wohlüberlegter Absicht, um sie 
mit geringerem Blutvergießen exemplarischer zu machen, zu derselben Zeit 
Dgl. Klucfhohn, Der Sturz der Krqptocalviniften in Sachsen, 1874, Historische 
Zeitschrift 18 (1867) 77—127. 1 (E. fllberi, Le relazioni degli ambasciatori 
Veneti, serie I, vol. III (Firenze 1853) 233 ff. s fl. a. (D. V 488. 8 hrsg..nach 
dem spanischen Original (in d. ITationalbibl. zu Paris) mit französischer Über¬ 
setzung von (Bachar.ö, La bibliotheque Nationale ä Paris I (Brüssel 1873) 401 bis 
407; die oben angeführte Stelle deutsch bei h. pirenne, (Beschichte Belgiens, über¬ 
setzt von $. flrnheim IV (Gotha 1913) 8. 4 Französische Übersetzung des spani¬ 
schen Originals bei $. v. Reiffenberg, Correspondance de Marguerite d’Autriche 
avec Philippe II (Brüssel 1842) 251 ff.
	        
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