1. Die Seit des Pompejus 15
es ja mit ansehen, wie sich unsere Feldherren, ganz wenige ausge¬
nommen, alljährlich mit öffentlichen Geldern bereicherten und mit ihren
sogenannten Flotten nur erreichten, daß wir durch beständige Nieder¬
lagen in aller Bugen immer größere Schmach auf uns häuften, welche
Begierden die Menschen beseelen, wenn sie jetzt in die Provinz gehen,
welche Opfer sie dazu bringen, und zu welchen Bedingungen sie sich
vorher bequemen müssen, das wissen die Leute augenscheinlich nicht,
die sich jetzt der Übertragung des Oberbefehls an einen Mann wider¬
setzen. Bis ob wir nicht sähen, daß Pompejus einmal durch seine hervor¬
ragenden Eigenschaften, dann aber auch besonders durch die Fehler der
anderen groß geworden ist. Daher legt unbedenklich die gesamte (Bemalt
in die Hände dieses einen, der, wie sich herausgestellt hat, während so
vieler Jahre der einzige gewesen ist, über den sich die Bundesgenossen
freuen, wenn er mit einem Heere in ihren Städten seinen Einzug hält!
ß) Die ersten1 Erfolge des Lucullus.
Cicero, Rebe über den Oberbefehl des Tn. Pompejus 20. 21.
Hlle sollen erkennen, daß ich L. Lucullus das Lob spende, das einem
so tapferen Manne, so klugen Menschen, so hervorragenden Feldherrn
gebührt, und daher erkläre ich denn folgendes, Als Lucullus nach Asien
kam, verfügte Mithridates über ein äußerst starkes, mit allen Hilfs¬
mitteln wohlversehenes Heer. Kqzifos, eine hochberühmte Stadt Asiens,
die zu uns in freundschaftlichsten Beziehungen steht, belagerte der König
selbst mit einer starken Streitmacht und berannte sie aufs heftigste.
Sie aber befreite L. Lucullus dank feiner Tapferkeit, feiner Beharrlich¬
keit und feiner Umsicht von dieser äußerst gefahrvollen Belagerung.
Derselbe Feldherr besiegte und versenkte eine große, trefflich ausge¬
rüstete Flotte, die, von leidenschaftlichem Haffe entflammt, unter Füh¬
rung von Offizieren des Sertorius nach Italien segeln sollte. Überdies
vernichtete er starke feindliche Streitkräfte in vielen Gefechten und er¬
öffnete unseren Legionen den Zugang zum Pontos, der dem römischen
Volke bisher völlig verschlossen gewesen war. Sinope und Amifos, zwei
königliche Residenzstädte, mit allen Mitteln überreich versehen, und
ebenso die zahlreichen anderen Städte des pontos und Kappadokiens
eroberte er sofort bei seinem (Erscheinen. Der König verlor so das
Reich seines Vaters und feiner Ahnen und mußte als Bittflehender feine
Zuflucht zu anderen Königen und fremden Völkern nehmen. Und alle
diese (Erfolge errang Lucullus, ohne daß den Bundesgenossen des rö¬
mischen Volkes ein Leid geschah oder dessen Steuereinkünfte beeinträchtigt
wurden.