Full text: Zwölf denkwürdige Schlachten der preußischen Armee

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Doch bei allem guten Willen konnten die Bauern sich nur kleinerer 
Abteilungen der Feinde erwehren. Gründlich helfen konnte nur der 
Kurfürst. 
2. Der erste Zusammenstoß mit den Schweden. Als der Große Kur¬ 
fürst die Nachricht von dem Einfalle der Schweden in der Mark erhielt, 
rief er aus: „Das kann den Schweden Pommern kosten!" Die Be¬ 
mühungen, von seinen Bundesgenossen Hilfstruppen gegen die Schweden 
zu erhalten, erwiesen sich als vergeblich. Er sah sich auf die eigene 
Kraft angewiesen. Ende Mai 1675 brach er mit 15000 Mann von 
Schweinfurt auf und ging in Eilmärschen durch Thüringen vor. Es 
handelte sich darum, den Schweden zuvorzukommen und sie am Über¬ 
schreiten der Elbe zu hiudern. Am 21. Juni traf der Kurfürst in 
Magdeburg ein. Sofort wurden alle Tore geschlossen, alle Eingänge 
bewacht, alle Kähne mit Beschlag belegt. Es mußte unbedingt ver¬ 
hindert werden, daß den Schweden Nachricht von der Ankunft des 
Kurfürsten Zukäme. 
Die Schweden bereiteten sich zum Übergange über die Elbe vor, 
um in die Altmark und ins Magdeburgische einzudringen. Ihr rechter 
Flügel stand in Havelberg, ihr linker in Brandenburg, das Zentrum 
(Dragonerregiment Wangelin) in Rathenow. Die Absicht des Kur¬ 
fürsten war, das Zentrum der schwedischen Ausstellung zu durchbrechen 
und dadurch das schwedische Heer in zwei Teile zu teilen, von denen 
dann einer nach dem andern leichter überwältigt werden konnte. Bei 
der Sorglosigkeit der Schweden, welche den Kurfürsten noch fern in 
Franken glaubten, gelang der Plan vollkommen. 
Am 22. Juni brach der Kurfürst mit 5600 Reitern, 1200 Mann 
Fußvolk und 13 Geschützen von Magdeburg gegen Rathenow auf. 
Das Fußvolk uud mehrere Kähne wurden auf 120 Wagen fortgeschafft. 
Wegen des unaufhörlich strömenden Regens und der infolgedessen grund¬ 
losen Wege kam man erst im Morgengrauen des 25. Juni vor Rathenow 
an. Die damals noch mit Mauern und Türmen umgebene Stadt war 
von Armen der Havel und sumpfigen Wiesen umgeben. Der Zugang 
zu den Toren war nur über Dämme möglich, die durch diese Wiesen 
gelegt waren. 
Derfflinger, als ehemaliger schwedischer Offizier der schwedischen 
Sprache mächtig, sprengte mit 6 Dragonern an das Haveltor, gab sich 
dem Wachtposten gegenüber sür einen von kurfürstlichen Reitern ver¬ 
folgten schwedischen Offizier aus und forderte Einlaß. Der Posten ließ 
sich täuschen; die Zugbrücke wurde herabgelassen und das Tor geöffnet.
	        
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