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Der Schiffbau hatte gewaltige Fortschritte gemacht. — Für die 
schweren Geschütze, die schon damals in zwei Decks übereinander auf— 
gestellt waren, brauchte man große Schiffe. Trug früher jeder Mast nur 
ein Raasegel, so brachte man jetzt deren drei übereinander an: das Unter— 
segel, das Marssegel und das Bramsegel. Der erste Mast, der Fockmast, 
stand auf dem Vorderkastell, der Hauptmast etwa Mittschiffs, während 
auf dem Achterkastell sich noch ein oder zwei Masten mit dreieckigen 
Lateinersegeln erhoben. Die Heckbretter und die Kastelle waren prächtig 
bemalt und mit vergoldetem Schnitzwerk geziert. 
Als die Macht der Hansa gebrochen, Deutschland zur See wehrlos 
war und die Stürme des dreißigjährigen Krieges den Rest deutscher See— 
achtung vollends verwischt hatten, da war es der große Kurfürst, der mit 
weitschauendem Blick die Bedeutung der See-Wehrkraft erkannte. In 
kurzer Zeit schuf er unter Beihilfe des Holländers Benjamin Raule eine 
kleine, aber gut organisierte Kriegsflotte. Mit dieser führte er haupt— 
sächlich gegen die Schweden und Spanier erfolgreiche Schläge und brachte 
so die weiße Flagge mit dem brandenburgischen Adler bald zu Ehren. 
Zugleich versuchte der große Kurfürst auch die Grundlage zu einer 
kolonialen Weltmacht zu legen. Von einigen Negerfürsten erwarb er 
Land an der Goldküste, legte das Fort „‚Großfriedrichöberg‘ an und 
schützte den Handel mit Hilfe seiner Flotte nach Kräften. Wären damals 
die Seestädte dem Fürsten beigesprungen, wäre durch Vereinigung eine 
starke deutsche Macht zur See entstanden, so hätte die Weltgeschichte wohl 
einen andern Gang genommen. Hamburg tat sich zur See wohl hervor. 
Der tapfere Kapitän Karpfanger schaffte den Hamburger Orlogs einen 
gefürchteten Namen, jedoch die zersplitterten deutschen Kräfte vermochten 
gegen die festgefüßten Seemächte nicht aufzukommen. Nach dem Tode 
des großen Kurfürsten sank auch die brandenburgische Flotte dahin. Die 
Schiffe wurden verkauft oder verfaulten in den Häfen. Deutschland 
wurde wiederum auf Jahrhunderte von der See verdrängt. Die große 
Zeit der Entdeckungen war für Deutschland vollständig verloren gegangen, 
und die Welt wurde, während wir uns in schweren Kriegen gegenseitig 
zerfleischten, unter die Seemächte verteilt. Es gab keine deutsche Kriegs. 
flagge mehr. Die deutschen Seestädte trieben, von der Gnade der Eüg— 
länder oder Franzosen abhängig, ihren geringfügigen Handel unter eigenen 
Flaggen. Keine deutsche Kolonie nahm den Überschuß der Bevölkerung 
auf, so daß Millionen unserer Auswanderer dem deutschen Wesen ent— 
fremdet wurden und mit ihrer geistigen und körperlichen Tatkraft fremde 
Völker zu hoher Blüte brachten. 
Während des deutsch-dänischen Krieges im Jahre 1848 tanzte das 
kleine Dänemark dem Riesen Deutschland schier buchstäblich auf der Nase 
herum. Da schrie das ganze Volk nach einer deutschen Flotte; voran die 
Schleswig-Holsteiner. Jetzt wurden Schiffe erworben und bemannt. Die 
bloße Anwesenheit deutscher Kriegsschiffe dämpfte den dänischen Übermut 
gewaltig. Aber noch einmal sollte Deutschland die Schmach erleben, 
seine Flagge auf den Kriegsschiffen dahinsinken zu sehen. Die unzuläng- 
liche Flotte wurde — verauktioniert, und damit schien jede Hoffnung auf 
Schaffung einer deutschen Seemacht vernichtet zu sein. Preußen hielt 
allein an dem Flottengedanken fest. Prinz Adalbert von Preußen schuf
	        
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