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Hauptquartiere herrschte, und über welche Scharnhorst schrieb: „Was man
tun soll, weiß man wohl; was man aber tun wird, wissen die Götter."
Der König und die Königin waren ins Hauptquartier geeilt, um der
kämpfenden Armee nahe zu sein. Der Vorstoß durch den Thüringer Wald
nach Süden war zwar beschlossen worden, wurde aber bald wieder aufgegeben.
Am 5. Oktober ordnete man die Zusammensetzung der Armee nördlich des
Thüringer Waldes an. Damit ging der Vorteil der früheren Zusammen¬
ziehung des Heeres verloren. Bei einem raschen und nachdrücklichen
Vorgehen durch den Thüringer Wald hätte man die französischen Truppen
noch vereinzelt angreifen können. Man kam aber im preußischen Haupt¬
quartiere vor lauter Beraten nicht zum Handeln; Befehle wurden gegeben
und widerrufen, und der militärisch gut beanlagte König war leider zu
bescheiden, um entscheidend gegen seine greisen Heerführer aufzutreten.
3. Vorgehen Napoleons. Der Unentschlossenheit im preußischen Haupt¬
quartiere machte Napoleon ein rasches Ende. Er brach am 5. Oktober von
Bamberg ans und ging durch Bayreuth mit 193000 Mann gegen die Straße
Nürnberg-Hof-Leipzig vor, um auf dieser vorrückend den linken Flügel der
Preußen umgehen und sie von Berlin abschneiden zu körnten. Am 9. Oktober
warf er eine Heeresabteilung von 9000 Mann unter General Tanentzien,
welche nach Hof vorgeschoben und bereits auf dem Rückzüge befindlich war,
bei Schleiz zurück. Am 10. Oktober wurde die Vorhut Hohenlohes unter
dem Prinzen Ludwig Ferdinand bei Saalfeld geschlagen. Der fenrige,
tatendurstige Prinz, der vergebens versuchte, seine weichenden Truppen
zum Stehen zu bringen, ward in die Flucht derselben mit fortgerissen,
von feindlichen Husaren umringt und fiel nach tapferer Gegenwehr. Die
Reste seiner Truppen eilten auf Rudolstadt zurück, Schrecken und Ver¬
wirrung verbreitend. Am 12. Oktober besetzten die Franzosen Naum¬
burg, schon im Rücken der preußischen Hauptarmee. Diese hatte zwischen
Jena und Weimar, mit der Front nach Süden stehend, den Angriff ab¬
gewartet. Auf die Nachricht von dem Verluste Naumburgs und
dem Aufmärsche der französischen Armee zwischen diesem Orte und
Jena beschloß der Herzog von Braunschweig, einer Schlacht am
linken Saaleufer auszuweichen. Die Hauptarmee sollte die untere
Unstrut überschreiten, um die Straße nach Berlin wieder zu ge¬
winnen. Ihr sollte sich General Rüchel, der bei Weimar stand, an¬
schließen, ebenso die bei Halle gesammelte Ersatzarmee unter dem Prinzen
Engen von Württemberg. Hohenlohe sollte die Saaleübergänge bei
Jena, Dornburg und Camburg halten, ohne sich in einen ernstlichen
Kampf einzulassen. Doch schon am 13. Oktober räumte Tanentzien Jena