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Seit menschlicher Entwickelung, die neue Gedanken und ueue Forde¬
rungen in die Welt warf, und mancher seiner Aussprüche erinnert
an die Jdeeen, die bald nach seinem Tode anfingen, die Welt zu
erschüttern. Der mystische, gleichsam übernatürliche Zauber ist von
seinem Königtume abgestreift, es ist eine sichtbare menschliche In¬
stitution, deren Wert von dem Grade ihres Verdienstes abhängt.
Ter Monarch ist ihm nur der „erste Diener des Staates"; er hält
il)n siii „verpflichtet, denselben so redlich, weise und uneigennützig
51t verwalten, als wenu er jeden Augenblick seinen Bürgern (citoyens)
Rechenschaft ablegen müßte". Er hält ihn für „strafbar", wenn
er „das Geld seines Volkes verschwendet", wenn er, statt der
Wächter guter Sitten zn sein, „die Volkserziehnng durch sein eigenes
verkehrtes Exempel verderbe". Er stellt an seinen König die
Forderung, daß er sich in die ^Leele des armen Landmannes oder
Arbeiters hineindenke und sich frage: „Wenn ich einer von denen
wäre, bereu Kapital nur in ihrer Hände Arbeit besteht, was würde
ich von meinem Fürsten verlangen?" Er spricht den inhaltschweren
Grundsatz aus: daß kein Mensch dazu geboren und bestimmt sei,
der Sklave der anderen zu sein; er findet es unverzeihlich, in die
Gewissen und Gedanken der Menschen hineinregieren zu wollen:
nur um uns die Gesetze zn bewahren — so läßt er die Unterthanen
zu ihrem König sprechen wollen wir dir gehorchen, damit du
nns weise regierst und uns beschirmst; daneben verlangen wir, das;
du unsere Freiheit achtest.
Hat Friedrich II. durch diese Jdeeeu wie durch seine geschicht¬
lichen thaten den Zusammenhang der alten europäischen Verhältnisse
durchbrochen und die hergebrachten Meinungen von der Beziehung
des Königtums zu den Regierenden mächtig erschüttert, so ist seine
besondere Rückwirkung auf Deutschland nicht minder bedeutungsvoll
gewesen. Es ist ein bekanntes Wort von Goethe: „Ter erste und
wahre höhere eigentliche Lebensgehalt kam durch Friedrich den
Großen und die Thaten des siebenjährigen Krieges in die deutsche
Poesie." Aber es war nicht die Poesie allein, welche die große
Rückwirkung einer solchen Persönlichkeit empfand. Unser ganzes
Leben, unsere eigentliche Natur hat durch Friedrich eine nngemeine