Full text: Bilder deutscher Kultur und Geschichte

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Verständnis ber Antike geschöpft hatte. Das ruhig ernste Gebäude 
mit seiner feierlich schönen Tempelvvrhalle, bn§ nicht bnrch gehäuftes 
Schmuckwerk, sondern bnrch bie Architektur selbst eine große künst¬ 
lerische Wirkung ausübt, erscheint so aus einem durch nitb durch 
anderen Gebankenkreise hervorgegangen 311 sein, als berjenige mar, 
in dem sich bie Rokokozeit bewegte. Freilich hatte bet' königliche 
Bauherr auch gar nichts Rokokomäßiges an sich, und Knobelsborff 
würde das Opernhaus wohl nicht so klassisch haben aufführen können, 
wenn nicht dem großen Könige die majestätische Größe der römischen 
Baukunst zugesagt hatte. 
Bekanntlich war aber auch Friedrich der Große darin ein echtes 
Kind seiner Zeit, daß er eine unbegrenzte Vorliebe für das 
Französische besaß. Tarum sollte auch sein eigenstes Heim, das 
nachmals Sanssouci benannte „Lustschloß im Weinberg" bei Pots¬ 
dam, zu dessen Anlage er selbst die Grundgedanken angegeben hatte, 
nach betn echtesten französischen Modegeschmack errichtet werden; 
doch kam bei der Ausführung auch Knobelsdorffs persönlicher Ge¬ 
schmack zur Geltung. So entstand in den Jahren 1745 bis 1747 
bas weltberühmte Schloß, betn bie gleichsam lebenbigen Erinnerungen 
an ben großen König bie höchste Weihe geben, das aber auch in 
künstlerischer Beziehung ungewöhnliche Reize besitzt. Gelegentlich 
kam es bei beut Bau zu Meinungsverschiedenheiten zwischen betn 
König unb beut Architekten; so wollte Knobelsdorff an der lang¬ 
gestreckten Faffade des Hanfes das Tachgesims auf Säulen stützen; 
aber Friedrich bestand auf Satyrhermen an deren Stelle. Dafür 
konnte der Baumeister feiner Vorliebe für die Verwendung der 
schönen antiken Säule bei dem Rundgang um den Hof Genüge 
thun, den der König selbst als Säulenhalle vorgezeichnet hatte. 
Hier stellte er achtundachtzig nahezu klassisch gestaltete kannelierte 
korinthische Säulen auf: die Balustrade über diesen stolzen Säulen¬ 
reihen schmückte er freilich wieder mit Vasen im ausgelassensten 
Rokokogeschtnack, die aber als solche gleichfalls ganz vortrefflich sind. 
Das Innere von Sanssouci zeigt in seinen mit großem Aufwand 
prächtig ausgestatteten Räumen verschiedenartige Musterbeispiele der 
reizvollsten Rokokodekoration. Neben dem Stuck- und Schititzwerl
	        
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