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Ter Kronprinz ging Ende Februar 1882 über die Fenn-
brücke bet Moabit, als der entlassene invalide Postbeamte
M. und seine drei Knaben, den hohen Herrn erkennend,
militärische Ehrenbezeigungen machten. Freundlich dankend,'
trat der Kronprinz an den stramm dastehenden Invaliden
mit den Worten heran: „Sie waren Soldat, ich sehe es,
haben Sie noch mehr solcher Jungen?" — „Nein, Kaiser¬
liche Hoheit, bin Invalide und infolge der Strapazen beim
^eldpostdienst 1870/71 jahrelang bettlägerig gewesen, meine
Knochen sind morsch, und das häusliche Elend raubt mir
den Mut!" Fest dem so Klagenden in die Augen sehend,
fragte der Kronprinz weiter: „Wo verwundet?" — „Ge¬
fecht bei Soor, 28. Juni 1866, Schuß durch die Schulter,
linker Arm gelähmt!" — „Reichen Sie mir Ihre Hand,
bedaure Ihr Schicksal, schreiben Sie sofort an mich, legen
Sie Ihre Papiere bei und schreiben auf das Couvert: Soor."
Sprachlos stand der Invalide vor dem hohen Herrn, der
ihm herzlich die Hand schüttelte und sich dann entsernte.
Nach einigen Tagen ging das geforderte Gesuch ab, und
nach Verlauf von weiteren fünf Tagen befand sich der Ab¬
sender im Besitze einer bedeutenden Geldsumme mit dem er¬
freuenden Bescheide, daß dem M. in kürzester Zeit eine
seinem körperlichen Zustande entsprechende Stellung nach¬
gewiesen werden solle. Große Freude herrschte natürlich in
der sonst so armen, jetzt beglückten Familie.
Als der Kronprinz nach der französischen Kriegserklärung
den Oberbefehl über die dritte Armee übernahm und nach
Süddeutschland kam, gab es nur eine Stimme der Aner¬
kennung in der politischen Welt über die geschickte Wahl
dieses Führers. Die Sympathieen der Süddeutschen flogen
ihm entgegen, und besonders die Bayern waren ganz stolz,
unter seinem Kommando zu stehen. Einer der bayrischen