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Geschichte der alten Welt.
kaniens, wo ihre Zahl so anwuchs, daß sie zwei ungeschickt geführte
Legionen in die Flucht treiben konnten. Bald waren sie 40,000 Mann
stark, plünderten und brannten weit und breit und vergalten den gefan¬
genen Römern die an Sklaven und Gladiatoren begangenen Grausam¬
keiten in reichem Maße. Nach einander schlugen sie vier römische Heere,
aber es fehlte ihnen die Einheit einer disciplinierten Streitmacht; ein
Anführer, der Kelte Krixus, siel in einem Treffen, das er mit seinem
Heertheile angenommen hatte; der andere, der Thrakier Spartakus,
der Feldherrngabe und Einsicht besaß, versuchte seine Leute vergeblich
zur Räumung Italiens zu bewegen. Was er vorausgesehen hatte, traf
endlich ein; ein starkes, von K. Licinius Krassus vorsichtig geführ¬
tes römisches Heer vernichtete den größten Theil der Sklaven mit Spar¬
takus auf dem Schlachtfelde, kreuzigte die Gefangenen (6000 zwischen
Kapua und Rom) und der flüchtige Rest wurde von Pom pejus nie-
dergchauen.
8 504. Dieser Sullaner, welchem sein Meister für seine Leistungen
im Bürgerkriege den Beinamen Magnus (der Große) gegeben hatte und
dem Lepidus das Mißlingen seiner demokratischen Erhebung haupt-
70 v. Chr. sachlich verdankte, stürzte als Konsul die sullanischen Einrichtungen mit
leichter Mühe und wurde dadurch der Held des Volkes. Zum Danke
67 v Chr. erlieft er auf den Antrag des Volkstribunen Gabinius den unbeschränk¬
ten Oberbefehl in dem Kriege gegen die Seeräuber; diese hat¬
ten im Mittelmeere so zugenommen, daß sie ihr Unwesen nicht mehr
mit einzelnen Schiffen, sondern mit ganzen Geschwadern betrieben, in
Kilikien, Lykien und Pamphylien Städte und Schlösser besetzten, in
welchen sie ihren Raub bargen, die Insel Kreta sich gleichsam zum Bun¬
desgenossen erwarben und eine Art von Seeräuberrepublik errich¬
teten. Daran waren die Römer durch die gänzliche Vernachlässigung
der Seemacht selbst schuldig, und sie schritten auch erst dann zu ernst¬
haften Maßregeln, als die Seeräuber die Getreidezufuhr gefährdeten,
an den Küsten Siciliens und Italiens landeten und selbst vornehme
Leute fortschleppten.
§ 505. Von 78—75 führte P. Servilius gegen die Räuber in
den Gebirgen Lykiens, Pamphyliens und Kilikiens einen Vernichtungs¬
krieg und erwarb sich den Beinamen des Jsauriers; O. Metellus
68 v. Chr. unterwarf nach dreijährigem Kriege Kreta und trug seitdem den Bei¬
namen „Kretikus"; aber das Meer war dadurch noch nicht gesäubert;
dicß that endlich Pompejus binnen drei Monaten; auch zerstörte er
67 v. Ch7. die Raubnester, welche seine Vorgänger übrig gelassen hatten.
§ 506. Im folgenden Jahre ließ er sich durch das Volk die Füh¬
rung des Krieges gegen König Mithridates übertragen, der im
Jahre 74 wieder losgeschlagen hatte, als sich die Römer von Niko-
medeö Hl. das bythinifche Königreich vermachen ließen. Mithridates
drang bis an den Bosporus vor, schlug den Konsul Kotta bei Chal-
kedon, erlitt aber durch Lukullus bei Kyzikus eine große Nieder¬
lage, welche ihn zum Rückzüge in sein Königreich Pontas nöthigte; allein
Lukullus folgte ihm, schlug ihn bei Kabira, eroberte die meisten pon-
tischen Städte und vertrieb ihn nach Armenien zu seinem Schwieger¬
vater Tigranes.
§ 507. Dieser beherrschte nicht nur Armenien und Kappadokien,