Full text: Reallexikon des classischen Alterthums für Gymnasien

Rex convivii — 
welche ihnen die Mittel zum anständigen Auf¬ 
treten und Leben reichlich gewährten, theils eine 
Einnahme ans liegenden Gründen, zsfiEvog 
(Od. 6, 293,), theils außerordentliche Gaben, 
Ehrengeschenke, öcöqcc (Hom. II. 8, 162. 12, 311. 
Od. 4, 66.). Der König war zugleich Oberprie¬ 
ster, Richter und Feldherr. Angesehene Männer 
seines Volkes standen ihm mit ihrem Rathe zur 
Seite. Hom. II 3, 149. Od. 2, 14. Der König 
unb seine Edlen (auch ost ßccailfjfg, ysQortsg 
genannt) bildeten den Hauptbestandtheil des Staa¬ 
tes, während dem eigentlichen Volke oft nur ge¬ 
ringe Rechte zustanden, s. Staatsformen, 3. 
— II) In Rom wurden die in der ersten Periode 
der Stadt herrschenden Könige gewählt, ursprüng¬ 
lich aus den Stämmen der Tities uud Ramnes, 
zu denen später noch die Luceres kamen. Von 
dem Tode des vorhergehenden Königs bis zur 
Neuwahl regierten interreges (s. d.), welche aus 
den Senatoren genommen wurden. Der vom 
Senat Erkorene mußte in den Euriatcomitien be¬ 
stätigt werden. Oie. r. p. 2, 12, 17. Dion. Hai. 
2, 58. Der Augur mußte dann unter Beobach¬ 
tung der Wahrzeichen (Liv. 1, 18. Pint. Kum. 
7.) dem Neuerwählten die Weihe geben (ihn in- 
auguriren), so daß er dadurch auch als ein von 
den Göttern anerkannter erschien. Darnach wurde 
ihm in neuen Enriateomitien das imperium ver¬ 
liehen. Der König schlug die Gesetze vor uud 
war Vollzieher der im Senat und in den Eomi- 
tien beschlossenen Gesetze, führte im Senat den 
Vorsitz, sowie auch in den Volksversammlungen, 
hatte die Anführung im Kriege und schloß in 
Verbindung mit dem Senate den Frieden. Auch 
richtete er in geringfügigen Sachen, ohne das 
Volk zu fragen, und präfibirte im allgemeinen 
im Gerichte. Beachteuswerth ist neben manchen 
anderen Ähnlichkeiten der Königsgewalt bei 
Griechen und Römern die Uebereinstimmung hin¬ 
sichtlich der ihr zukommenden oberpriesterlichen 
Gewalt, welche auch in Rom die Könige mit den 
Göttern und betn ganzen Cultus in Berührung 
brachte. Liv. 1, 20. 2. 2. Dem Könige gingen 
12 Victoren mit ben Fasces voran als Zeichen 
königlicher Würbe (Cic. r. p. 2, 17.); bazu kamen 
bie sella curulis unb bie toga praetexta, wäh- 
renb Krone unb Scepter anfänglich nicht bazu 
gehörten. Die Einkünfte ber Könige würben ans 
bestimmten Staatsländereien gewonnen; banebeit 
befaßen sie Privatgut. Liv. 2, 5. 
Ilex convivii s. Convivium. 
Rex nemorensis s. Artemis. 
Rex sacriflcnlus, sacrificns ober sacrö- 
riiin, eine Priesterwürbe, bie bei ben Römern 
sogleich nach Vertreibung ber Könige eingesetzt 
würbe zur Besorgung berjenigen sacra, welche 
früher bem Könige obgelegen hatten. Liv. 2, 2. 
3, 39. Auf ähnliche Weife behielten hier unb ba 
bie Griechen nach Abschaffung ber Königswürde 
beit Titel eines ßccadsvg für einen denselben ver¬ 
tretenden Priester bei. Die Gattin bes Rex sacr., 
welche auch Priesterliche Functionen hatte, hieß 
Regina sacrorum. Die Wahl des Rex sacr. 
wurde von dem Pontifex maximus unter Bei¬ 
stand des ganzen Collegiums unb ber Augures 
vorgenommen, nnb zwar blos aus bent Staube 
ber Patricier. Er hatte fein Amt lebenslänglich 
unb war äußerlich von sehr hohem Rang; er 
Rliampsimtos. . 989 
staub in biefer Beziehung sogar über bem Pon¬ 
tifex max., war diesem jedoch in Bezug auf seine 
Amtsthätigkeit untergeben. Er konnte neben seiner 
Würde kein weltliches Amt bekleiden. Liv. 40, 
42. Dieses Amt bestand fort bis in die fpäte 
Kaiserzeit. 
Rha, 'Pa, Strom im asiatischen Sarmatien, 
der im Lande der Hyperboreer aus zwei Quellen 
entspringt und nach Vereinigung beider Arme 
(jetzt Wolga unb Kama), die Richtung seines 
Laufes mehrmals wechselnd, in das kaspische Meer 
mündet; j. Wolga. 
Rliadamanthys, 'PaSü^av&vg, Sohn des Zeus 
und der Europa, Bruder des Minos (Hom. H. 
14, 322.), floh vor diesem aus Kreta nach Okalea 
in Boiotien und vermählte sich dort mit Alkmene. 
Nach Homer (Od. 4, 564.) wohnt er, als bevor¬ 
zugter Sohn des Zeus, nach dem irdischen Leben 
im eit)fischen Gefilde, wohin Zeus einige vorzüg¬ 
lich begnadigte Heroen feiner Verwandtschaft le¬ 
bendigen Leibes gelangen ließ. Spater galt er 
wegen feiner Gerechtigkeit für einen Richter in 
den ethfifchen Gefilden (Find. ol. 2, 75.) oder in 
dem Hades. Ihm wird das älteste Gesetz der 
Blutrache zugeschrieben. — Od. 7, 323. berührt 
Homer eilte Sage von Rhadamanthys, von der 
wir nichts näheres wissen. 
Rhaetia s. Raetia. 
Rhakios s. Divinatio, 7. 
Rliakötis s. Alexandria, 10. 
'Pa/ußaxict, Ortschaft der Oriten an der Küste 
von Gedrosieit, wo Alexander eine Colonie an¬ 
legte. Arr. 6, 21, 5. 
Rhanmüs, 'Pa^vovg, Demos in Attika am 
Euripos, 60 Stadien von Marathon, mit einem 
Castell sowie mit einem berühmten, wahrscheinlich 
von den Perfern zerstörten Themislempel, in dessen 
Nähe später ein Tempel der Nemesis (bah. rPa- 
fivovöLu, Rhamnusia virgo) gebaut würbe. Das 
in ihm steheitbe colossale Eultbild, itt ber Rechten 
eine Schale, itt ber Linken einen Apfelzweig Hal¬ 
tenb, war ein Werk bes Agorakritos, nach attberu 
bes Pheidias. Von beiden Tempeln haben sich 
ansehnliche Trümmer erhalten. Paus. 1, 33, 2 ff. 
Strah. 9, 396. Plut. Phoc. 25. Demetr. 33. Ov. 
trist. 5, 8. 9. rnct. 3, 406. 
RliamnusTa f. Nemesis. 
Rliampsimtos, 'PccfiipLVLTog, ein reicher my¬ 
thischer König Aegyptens, Sohn bes Proteus, von 
dessen Schatzhans Herobot (2, 121 ) eine ähnliche 
Geschichte erzählt, wie bie von bent Schatzbieb- 
stahl bes Trophonios unb Agamebes (s. Agä¬ 
rn e des). Ferner erzählt Herobot (2, 122.), 
Nhampsinit sei lebendig in bie Unterwelt ge¬ 
stiegen nnb habe mit Demeter gewürfelt, balb 
verloren, balb gewonnen, unb fei zuletzt, von ber 
Göttin mit einem golbenen Handtuch beschenkt, 
auf bie Oberwelt zurückgekehrt. Davon leiteten 
bie Aegypter folgendes Fest her: bie Priester web¬ 
ten an einem Tage ein Gewanb nnb führten mit 
biefem Gewanbe einen aus ihrer Mitte mit ver 
bunbenen Augen ans bett Weg zum Heiligthum 
ber Demeter, in welches er von zwei Wölfen 
hinein unb heraus geführt würbe. Ursprünglich 
liegen diesen Mythen Vorstellungen, die sich auf 
bett Ackerbau beziehen, zu Grunde. Das reiche 
Schatzhaus bezeichnet den reichen Schooß der Erde, 
aus dem die Schätze der Saat herüorgelockt und'
	        
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