Full text: Reallexikon des classischen Alterthums für Gymnasien

Bostar — Brasidas. 
Bostar, Bcqotocq, l) ein Feldherr der Karthager, 
welchen M. Atilius Regulus im I. 256 v. C. in 
Afrika besiegte und mit zwei anderen Feldherrn 
gefangen nahm. Bostar, der der Familie des in¬ 
zwischen in punische Gefangenschaft gerathenen Re¬ 
gulus übergeben wurde, starb, wie erzählt wird, 
an den Folgen der von den Söhnen des Regulus 
erlittenen Mishandlnngen. Die Volkstribnnen aber 
misbilligten diese Behandlung uud veranlaßten die 
Auslieferung seiner Asche an seine Familie. Pol. 
1, 28 ff. Diod. Sic. fr. 24. Eutr. 2, 21. — 2) 
ein Unterfeldherr des Hasdrubal, diente in Spa¬ 
nien mit geringer Auszeichnung. Den Uebergang 
der Römer über den Jberns wagte er im I. 217 
nicht zu verhindern. Darauf ließ er die von Hanni- 
bal als Geiseln gefangen gehaltenen Spanier frei 
(Liv. 22, 22.), durch einen ihrer Landsleute dazu 
beredet, der sie den Römern übergab. Pol, 3, 98 ff. 
— 3) Ein anderer ist wol der V., den Hannibal 
als Gesandten an den makedonischen König Philipp 
schickte. Das Schiff, welches ihn hinüberbringen 
sollte, wurde jedoch von den Römern weggenommen. 
Liv. 23, 34. 
Bostra, t<x oder rj Böazga, im A. T. Bozra, 
noch jetzt Bossra, die östlichste Grenzstadt Palästina's 
an der arabischen Wüste, 4 Tagereisen südl. von 
Damaskos, srüher Hauptstadt der Edomiter, von 
Trajan verschönert und zur Hauptstadt vou Ara¬ 
bien gemacht, sowie zum Standquartier der dritte» 
Legiou (Cyrenaica). Zu Cicero's Zeiten scheint 
sie eigene, freilich wol nicht sehr angesehene, Fürsten 
gehabt zu haben. Cic. ad Qu. fr. 2, 12. 
Bottiaia, Borrtata, Gau iu Makedonien am 
rechten User des untern Axios (Hdt. 7, 185. 8, 
127.), zu dessen thrakischeu Bewohnern kretische 
Ansiedler kamen. Städte waren Pelln und Jchn ai. 
Arr. 1, 2, 5. 
ßotüli. Die Würste waren iu Italien sehr be¬ 
liebt und es gab deren mehrere Arten; botuli 
waren Blutwürste, tomacula Bratwürste, aus dem 
Roste gebraten, welche auch aus den Straßen feil¬ 
geboten wurden. 
Boviänum, Botavov, jetzt Bojano, Hauptstadt 
der Peutrer in Samnium, von den Römern er¬ 
obert (Liv. 9, 28 ff. 10, 12.), und abermals von 
Sulla im I. 90, seit Augustus römische Colonie. 
Cic. Cluent. 69. Sil. 8, 566. Strab. 5, 250. 
Bovillae, Städtchen in Latium an der appischen 
Straße, 12 Mill. von Rom, am Fuß des Albaner¬ 
berges, jetzt Ruinen bei der Osteria delle Fra- 
tocchie, bekannt durch die Ermordung des Clodins 
durch Milo (s. Cic. Mil. 17.). Die gens Julia 
hatte hier ein sacrarium. Tac. ann. 2, 41. 
15, 33. 
Braccae, Hosen, waren den Griechen und Rö¬ 
mern fremd uud wurden nur vou den Barbaren 
getragen (barbara tegmina crurum, Verg. A. 11, 
777.). Cic. ad fam. 9, 15. Suet. Caes. 80. Vgl. 
die Ausdrücke Gallia togata und braccata. Zwar 
kamen die Beinkleider unter den Kaisern auch nach 
Rom, allein sie galten stets für unrömisch, wenn 
sie auch von Einzelnen angenommen wurden. Tac. 
hist. 2, 20. 
Braclimänae, Bgax^iäveg, war der Name der 
Priesterkaste der Hindu, über welche Arrion (Ind. 11.) 
genauer berichtet; doch scheinen damit auch die sich 
zum Brahmaismus bekennenden Stämme bezeichnet 
worden zn sein. Arr. an. 6, 7, 4. Plin. n. h. 6, 17. j 
201 
Ptolemaios läßt sie ant Fuß des Beltigusgeb. 
wohnen, mit der Hauptstadt Drachme. 
Branclndae, Bgccy^idou, hießen die Glieder 
des Geschlechts, welches das Apollon-Orakel zu Di- 
dyme bei Milet verwaltete (s. Miletos, 2). Ihr 
Stammvater war Brauchos, entweder der Sohn 
des Smikros oder des Apollon selbst, der ihm die 
Sehergabe verlieh. Da sie nach dem unglücklichen 
Ausgange des persischen Feldzugs die Rache der 
Griechen für die Auslieferung ihres bedeutenden 
Tempelschatzes au Xerxes fürchteten, so baten sie 
diesen, ihnen andere Wohnsitze anzuweisen, woraus 
sie nach Baktriana verpflanzt wurden. Alexander 
soll, als er in ihr Gebiet kam, ihre Ortschaft und 
Heiligtümer zur Strafe für den früheren Frevel 
zerstört haben. Curt. 7, 5. ist auch der 
Name des Ortes. 
Brasidas, BgccoLdag, Sohn des Tellis, einer 
der bedeutendsten spartanischen Feldherrn im pelo- 
ponnesischen Kriege, zeichnete sich zuerst ans, als 
er im I. 431 die Athener zwang, ben Angriff auf 
Methoue iu Messenien auszugeben, wodurch er sich 
das volle Vertrauen seiner Mitbürger erwarb. 
Thue. 2, 25. 93. Als die Spartaner daher nach 
ben Unfällen auf Sphakteria und bei Pylos be¬ 
schloßen, die Aufmerksamkeit Athens dadurch vom 
Peloponnes abzulenken, daß sie dessen Pflanzstädte 
am Strymon angriffen, ernannten sie den Bra- 
fidas zum Anführer eines kleinen Heeres, mit 
welchem er im I. 424 rasch mitten durch Griechen¬ 
land und Thessalien zog und unerwartet in Make¬ 
donien erschien, dessen König Perdikkas mit Sparta 
verbündet war. So gewann er burch seine lieber- 
rebungsgabe mehrere Stabte, barunter auch bie 
reiche Kolonie Amphipolis, für Sparta. Thue. 4, 84. 
Die erschreckten Athener, welche noch größere Ver¬ 
luste befürchteten, machten Friebensvorschläge, und 
im I. 423 kam eilt Waffenstillstand ans ein Jahr 
zu Stande. Doch kaum waren einige Tage ver¬ 
flossen, als die Nachricht vom Abfall der Stadt 
j Skione nach Athen kam. Da nun Sparta die 
Rückgabe derselben verweigerte, weil der Abfall 
stattgefunden, ehe die Nachricht vom Abschluß des 
Waffenstillstandes nach Makedonien gekommen war, 
so beschlossen die Athener, durch den Demagogen 
Kleou beredet, von Neuem den Krieg. Gleichzeitig 
fiel auch Meude ab. Während Brasidas mit dem 
Könige Perdikkas einen Zug gegen die Lynkestier 
unternahm, eroberten die Athener Mende wieber 
unb schlossen Skione ein, ohne baß es Brasidas 
hindern konnte. Er machte nun einen vergeblichen 
Versuch aus Potibaia, mußte sich aber bar nach 
ruhig verhallen. Nun sanbten (422) bie Athener 
, ein Heer nach Makebonien unter Anführung Kleons, 
ber betn thatkräftigen, ritterlichen Brasibas nicht 
I gewachsen war. Zwar eroberte er mehrere Stäbte, 
wagte aber bann in seiner Selbstgefälligkeit bie 
; Schlacht bei Amphipolis, in welcher er selbst fiel in 
Folge seiner Ungeschicklichkeit, währenb Bras. gleich 
nach erfochtenem Siege cm einer töbtlichen Wunbe 
verschieb. Thue. 4, 78 ff. 120—135. 5, 6 ff. Diod. 
Sic. 12, 72 ff. Wie sehr Brasibas sowohl von 
seinen Mitbürgern als von beit Bewohnern von 
; Amphipolis geliebt würbe, beweisen bie ihm noch 
lange nach seinem Tobe als Heros erwiesenen 
Ehren, welche er wegen seiner seltenen Tugenbeu 
' auch oerbieittc. Vgl. Ducken, Athen unb Hellas II, 
S. 321 ff.
	        
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