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das widerfuhr dem guten Max Joseph nicht; sein Herz blieb,
wie es gewesen war, ehe die Krone sein Haupt schmückte, und
der Strom menschlicher Gefühle ergoß sich bei ihm noch reicher
unter dem königlichen Purpurmantel als zuvor. Darum hat er
gar nie ein Haus verlassen und niemals eine Stadt ohne die
Liebe der Bewohner mit sich zu nehmen, und es war die Lust
und der Stolz seines Volkes ihm Zeichen der Liebe zu geben.
Ich habe gesehen, wenn er von einer Reise oder sonst in die
Hauptstadt zurückkam und der offene Wagen langsam durch das
Gedränge fuhr, daß Männer und Weiber geringen Standes
durch die jubelnde Menge brachen um dem Könige die Hand zu
reichen, und er keine zurückwies, wie hart sie auch war. Gern
mischte er sich unerkannt und unbegleitet unter das Landvolk
und hörte auf die Reden der Leute und fragte sie aus; denn er
wußte, daß er so die Wahrheit besser erführe als aus feilen
Zeitungen, die Lob und Tadel nach den Launen ihrer Abnehmer
ausstreuen. Oft, wenn er einsam ging und ein bekanntes Gesicht
von weitem sah, rief er ihm ein freundliches Wort zu oder
grüßte mit der Hand; und der Begrüßte fühlte sich geehrt und
erzählte es den Seinigen wieder. Auch das erfreute alle Herzen,
daß er ein so guter und liebevoller Hausvater war, seine Kinder
immer gern um sich hatte und so häufig an der Seite seiner
Gemahlin auf einsamen Spaziergängen in vertraulichem Ge¬
spräche gesehen wurde. Sein Ausgang aus dem Leben war, wie
er ihn selbst gewünscht hatte. Nur eine leise Ahnung von Un¬
wohlsein ging vorher; aber niemand war besorgt, so wenig als
er selbst; kein Arzt ward gerufen, kein Diener wachte bei ihm.
Am Morgen, da er nicht zur gewöhnlichen Frühzeit aufstand
und der Diener ungerufen in das Schlafzimmer trat, fand dieser
ihn tot, in derselben Lage, die er beim Niederlegen genommen
hatte, ohne ein Zeichen des Schmerzes auf seinem Angesichte.
Schlummernd war er durch die dunkle Pforte des Todes ge¬
gangen. Die Bestürzung des Volkes war groß, die Trauer
allgemein. Es war die Wehklage verwaister Kinder um einen
geliebten Vater — ein aufrichtiger Schmerz tiefster Liebe; und
jede der zahllosen Tränen, die aus vollen Herzen um ihn stoffen,
war ein Opfer der Dankbarkeit und ein stummes Lob des un¬
vergeßlichen Königs.
Einige Zeit nach seinem Tode wurde nebst vielen anderen
Dingen auch die Menagerie verkauft, die er in Nymphenburg
gehalten hatte; viele seltene Tiere mannigfaltiger Art, auch
überseeische Loris, Papageien und deutsche Staren. Von den
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