Nabis — Naevii.
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ein ausgebehnter Handelsverkehr verschafften ihnen
Reichthum und Wohlstand Dabei verschmähten
sie indeß, ihrem Volkscharakter getreu, Raubzuge
in die benachbarten Länder keineswegs, sorote sie
auch nach Süden ihr Gebiet zu erweitern streb¬
ten (Juv. 11, 1-26. Ov. met. 1, 61.) und nach
Norden sogar bis an den Euphrat vordrangen.
Während die Zahl der ihnen unterworfenen Vol¬
ker nicht unbedeutend war, besahen sie wenig
Sklaven. Ihre Religou war der bis Muhamed
in Arabien herrschende Sternendienst. ^zhre Häupt¬
linge werden vou den Alten Könige genannt, de¬
ren Macht indeß sehr beschräntt war. Der erste
derselben scheint zur Zeit Antiochos ^ - Aretas 1.
gewesen zn sein, welcher mit den Makkabaern
Freundschaft pflog, bis einer derselben, Jonathan,
einen Kriegszug gegen die Nabatäer unternahm.
Mehrere Fürsten desselben Namens folgten ihm
unb führten zum Theil glückliche Kriege gegen
bie letzten Makkabäer; jeboch veranlaßten biefe
Kämpse zuletzt einen Angriff ber Römer, tu bem
namentlich Pompejns im Jahre 65 (Flut. Pomp.
41.) bis Petra vorbrang. Malchos II. unter¬
stützte baher den Cäsar im Jahre 47 (Caes. b.
Afr. 1.), wurde aber später, als er sich den Par¬
thern angeschlossen hatte, von den Römern ge¬
züchtigt und verband sich deshalb mit Octavian.
Flut. Ant. 61. Gegen das Umsichgreifen des
mächtigen Königs Herodes erhob sich sowol Mal¬
chos, als auch sein Nachfolger Obobas, ein sonst
wenig kräftiger Fürst, welcher den Römern auf
ihrem Zuge nach Südarabien unter Aelins Gallus
Hülfe leisten mußte. Einer feiner Nachfolger rächte
eine feiner Tochter von Herodes, dem sie ver¬
mählt war, zugefügte Schmach durch eine Nieder
läge desselben und ber mit ihm üerbiinbeten Rö
mer im I. 37 n. C. unb brang sogar in Syrien
ein. Nach unb nach nahm bie Macht ber Naba¬
täer ab unb würbe burch Trojan vernichtet, besten
Felbherr Palma ihre Hauptstabt Petra einnahm
(105 11. C.).
Nabis, Näßig, bemächtigte sich balb, nachdem
Atachanidas von Philopoimen getöbtet war (206
v. C.), ber Herrschaft in Sparta. Er würbe als
Freund der Römer in den Frieden mit Philipp
von Makedonien aufgenommen, 205. Liv. 29, 12.
Er war habsüchtig und grausam und stützte sich
auf Söldner, mit denen er Raubzüge zu Lande
unb zu Wasser machte: altlakonisches Wesen be¬
mühte er sich ganz auszurotten. Als Philipp
wieder ben Krieg anfing, gewann er Nabis burch
Abtretung von Argos zum Bundesgenossen. Liv.
32, 38. Flamiuinns zog nach Besiegung bes Phi¬
lipp unb Verkündigung ber Freiheit Griechenlanbs
gegen ihn unb zwang ihn, alle auswärtigen Be¬
sitzungen uub bie lakonischen Küstenstädte abzu¬
treten, ließ ihm aber die Herrschaft in Sparta,
195. Liv. 34, 22. Flut. Flam. 13. Bald darauf
griff N. die jetzt mit Rom verbündeten Achaier
an. Nachdem er zuerst zur See gesiegt, ward
er vou Philopoimen bei Gythion geschlagen und
von Alexameues, dem Führer der ihm zu Hülfe
geschickten Aitoler, ermordet, 192. Fol. 7, 8. 17,
17. J.iv. 35, 35.
Nabomiassar, Nabonedus, Nabopolassar,
s. Nebukadnezar.
Naeiiia — richtiger Nenia — erklärt Festus
(p. 161.) durch carmen quod in funere laudandi
gratia cantatur ad tibiam; ebenso, nur mit bei
Beschränkung auf konorati viri, Cicero (legg. 2,
24, 62. Quint. 8. 2, 8.). In ber ältesten Zeit,
als bie Gestorbenen noch im eigenen Hanfe bei
gesetzt würben, sangen bie einzelnen Gäste beim
Leichenschmaus diese Loblieder; als aber Bestat¬
tung außer bent Haufe stattfaub, würben die Nä
nien entweber bei ber Leichenproeesfion ober an
der Begräbnißstätte gefnngen, unb zwar ursprüng¬
lich von ben Hinterbliebenen unb Verwandten.
Suet. Oct. 100. Reste solcher Nänien find viel¬
leicht die bekannten ©rAbschriften auf die ©cipto-
neu. Waren keine Verwandten ba, so würben sie
von bezahlten Klageweibern (praeficae) gesungen,
an welche sie später bei abnehmender Pietät ganz
übetqntqen. Nach unb nach erhielt dav
einen weiteren Sinn {Hör. od. 2, 1, 38.), bod)
meist mit einer geringschätzigen Nebenbedeutung.
Auch witrbe Nänia perfonificirt unb hatte als
Klagegöttin ein Heiligthum in Rom vor bem vi
minatifchen Thore; vgl. Bestattung, II.
Naevii, Name einer plebejischen gens, die sich
schon frühzeitig in Rom angesiedelt hatte. Be
titerfen§roertl) daraus fiitb: l) (£ti. 9t ä t) t u §, bet
Nachfolger des Livins Andronikos, Vorgänger
des Ennius und älterer Zeitgenosse des Plautus.
Aus Campanien gebürtig, kam er frühzeitig nach
Rom und lebte sich in römische Art uub Weise
völlig ein, so baß er von Cicero (de or. 3, 12,
44) als ein Muster ber altertümlichen reinen
Sprache bezeichnet wirb. Er nahm am ersten
punischen Kriege thätige» Antheil unb führte uu
I 233 v. C. "seilt erstes Stück ans. N. war mit
ganzer Seele Plebejer uttb griff nach ber Weise
ber griech. Dichter, wie Gellius (3, 3, 15.) sagt,
die ersten Männer bes Staats, bie Meteüer und
©cipioneii, mit rücksichtslosem Freimuthe an. Me¬
tellus belangte ihn, er wurde v er urtheilt und mit
Gefängnißstrafe belegt. Durch Hülfe der Volks¬
tribunen befreit, verfiel er bald wieder in feilten
alten Ton, wurde durch die Aristokratie ver¬
bannt und starb zu Utifa um 199. Cic. Brut.
15, 60. Da er fein episches Gedicht über den
punischen Krieg erst im höheren Alter verfaßt hat
(Cic. Cat. m. 14, 50.), so muß er ziemlich be¬
jahrt gestorben sein uud ist daher wahrscheinlich
zwischen 269 — 264 geboren. Seine dichterische
Thätigkeit gehörte größtenteils der Bühne an,
obwol er in der Tragödie weniger bedeutendes
geleistet zu haben scheint, so daß sogar darüber
Zweifel erhoben worden ist, ob er überhaupt
Tragödien gedichtet habe. Doch möchten wol einige
der erhaltenen Titel (Andromacka, Ipkigenia,
Lycurgus) auf Tragöbien zurückzuführen fein,
, bie praetexta (f. b.) scheint er zuerst gebichtet zu
haben. Desto fruchtbarer war er als Komiker.
Von römischen Originalstückeu (fabulae togatae)
fiitbcn sich nur wenige Spuren. Durch solche
Stücke aber scheint er sich hauptsächlich verfeindet
zu haben, iubem er ihnen häufige Ausfälle auf
Personen unb Zuftänbe feiner Zeit beimischte.
Von Komöbien, griechischen Originalen uachge-
bilbet (fab. palliatae), finb ziemlich viele Titel
unb auch Fragmente erhalten. Sie waren ber
neuern griechischen Komvbie iiachgebichtet, woher
er bie stehenben Figuren unb- den allgemeinen
Inhalt entlehnte, babei auch wol zwei Stücke in
eins zusammenschmolz uub bie f. g. Contaminatio