Pagasai — Pakoros.
Galb. 19. Tac. hist. 1, 53. 2, 4. In der späte¬
ren Kaiserzeit erhielt es die Bedeutung von Nicht¬
christen, weil diese sich aus den Städteu zurückzogen.
Pagäsai, HuyaoaC, Küsteustadt der thessali-
schen Landschaft Magnesia am Meerbusen gleiches
Namens (j. Meerbusen vou Volo), Hafeuplatz von
Pherai. In P. sollen die Argonanten sich ge-
sammelt und ihr Schiss gebaut haben, weshalb
der Name von manchen von Ttr'iyw[ii abgeleitet
wird. Hdt. 7,193. Flut. Tliem. 20. Strab. 9,436.
Paiaiij naLi](üv, TIccliov, slaLuv, der Heilende,
1) bei Homer eine selbständige Person, der Arzt
der olympischen Götter. Horn. II. 5, 401. 899.
Später ist es Beiname verschiedener, von Leiden
befreiender nnd Genesung bringender Götter, wie
des Apollon (Soph. 0. T. 154.), des Asklepios
(Verg. A. 7, 769.), des Dionysos, des von den
Leiden der Erde besreieudeu Thauatos (Eur. Hip-
pol. 1373.). — 2) s. Lyrische Poesie,.3.
Paianios, ncauviog, ciu griechischer Sophist,
übersetzte im I. 380 it. C. des Eutropios (s. d.)
Breviarinm in das Griechische (fisTdqpgaoig etg
TtjV TOV EVTQOTTLOV *PcO [Hxlxrjv L6T0QLCCV, hrsg.
von Sylbnrg, 1590, sodann mit mehreren Aus¬
gaben des Eutrop uud einzeln).
Pai(lagög0S) ncuSuycoyöc, s. Erziehung, 5.
Tlaideqaötla, die Knabenliebe, eine in ihrer
Reinheit ebenso lautere uud sittliche, als in ihrer
Entartung verworfene und unsittliche Erscheinung,
die im hellenischen Leben nach der Stammeseigen¬
thümlichkeit verschieden sich ausprägte. Am ur-
sprüuglichften erscheint sie in dem altdorischen Wesen
und ist aus der kretischeu und lykurgischen Gesetz-
ordnuug am sichersten zu erkennen. Es war ein
durchaus sittliches Verhältniß, das von den Grund¬
sätzen der Erziehung empfohlen oder selbst geboten
wurde. In Sparta hieß der Liebende tignvrjlag
uud das Lieben von seiner Seite dgnvslv (ein¬
hauchen), dagegen der Geliebte atrag (Hörer), so
daß schou in diesen Bezeichnungen das geistige
Wesen ausgedrückt lag. Jeder tadellose Knabe
hatte seinen Liebhaber, jeder edelerzogene Mann
mußte um einen Geliebten werben. Der Regel
nach ging die Anknüpfung des Verhältnisses von
den Liebenden ans, bisweilen baten auch die
Knaben freiwillig darum. Die gegenseitige Be¬
ziehung war eine innige und vertraute und wurde
int öffentlichen Leben vollständig anerkannt. Der
Mattn war dem Knaben Muster und Vorbild, in
der Schlacht Hatte er ihn in feiner Nähe, in der
Volksversammlung vertrat er ihn; die größte
Treue und Anhänglichkeit zeigte sich oft bis zum
Tode. In Kreta, welches bisweilen die Mutter
der Knabenliebe genannt wird, war es ein Schimpf
für den wohlgebildeten Knaben, keinen Liebhaber
zu haben: deshalb hieß der Geliebte nlswog (der
Gepriesene), der Liebende cpdriTcoQ. Wie die
Bräute in Sparta, wurden hier die Knaben ge - I
raubt; den Angehörigen wurde diese Absicht drei
Tage vorher bekannt gemacht, aber ein ernster
Widerstand nur baun bewirkt, wenn der Rau¬
bende unwürdig schien. Nach 2 Monaten, die
meist unter gemeinschaftlichen Jagden vergingen,
wurde der Knabe reich beschenkt wieber entlassen.
Wenn er sich bann von bem Liebhaber angezogen
fühlte, trat er in bas Verhältniß ber Wasfen-
frenndschaft zu ihm unb kämpfte bann neben ihm
in allen Schlachten. Daraus entwickelte sich bas
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edelste und schönste Verhältniß, bas sich in man¬
chen rührenden Beweisen kundgab. Es beruhte
aber diese lebhafte Zuneigung der Männer zu
Knaben allerdings nicht blos anf geistigen Vor¬
zügen, sondern auch auf sinnlichern Wohlgefallen
an Jngenbblüte, Schönheit unb Leibesbilbnng.
Einen Misbranch bes Verhältnisses konnte der
Geliebte gerichtlich verfolgen, wo bann Atimie,
Verbannung und selbst Todesstrase daraus stand.
— In ber hervorragenben Zeit ber thebanischeu
Geschichte staub biese Knabenliebe wol in nahet
Vefbiitbitug mit bat politischen Genossenschaften
ober Hetairieen, wie bies auch aus den persön¬
lichen Beziehungen der heiligen Schaar der 300,
bei Ehairoueia helbenmüthig gefallenen, Thebauer
hervorgeht. Dagegen scheinen in bem Leben der
alten Ächaier, wie wir es aus den homerischen
Gedichten erkennen, höchstens vorbereitende Spu¬
ren und Anfange solcher innigen Anhänglichkeit
und Waffenverbrüderung vorzukommen. Wohl
aber galt es frühzeitig für einen anziehenden
Stoff dichterischer Behandlung, den die Lyriker in
v[ivol TTcad'iHoü bearbeiteten. — Wesentlich ver¬
schieden aber, nach K. O. Müller's ohne Zweifel
richtiger Annahme, ist von dieser Knabenliebe die,
zuerst wol von Lydien her eiitgewanderte, Kita-
benschänderei, welche cittch schon frühzeitig mit
schweren Strafen, selbst bis zum Tode, belegt
wnrde. Wer sich dazn gebrauchen ließ, war später
vom Zutritt zu Staats- und Ehrenämtern, zu
Tempeln uud religiösen Festen ausgeschlossen.
Doch kam sie in der älteren Zeit wol nur selten
vor, bis nach den Zeiten des peloponnesischett
Kriegs nnd vollends in der makedonischen Periode
der Damm der streitgctt Sitte gänzlich durchbrochen
ward. — Bei den Römern fand die reine nnd
edle Knabenliebe wol nie einen Boden, dagegen
diese verworfene Unzucht besonders in der Kaiser-,
zeit die schändlichste Pflege. Vgl. besonders Fr.
Eramers Geschichte der Erziehung und des Un¬
terrichts l, 255 ss.
naiöovö/noq, BlSeol ttitb Erziehung, 11.
ITaidoTQißai s. Gymnasium.
TTaiyvia, allgemein jeder scherzhafte Gegen¬
stand, im besondern aber, aus die Dichtkunst an¬
gewandt, jede Poesie scherzhaften Inhalts (Flat,
legg. 7, p. 816. E. von der Komödie), namentlich
I kleine lyrische Gedichte scherzhafter Art zum Lobe
des Weins und der Liebe.
Paion s. Endymion.
Paiouia, Paiöness.Makedonia it. Tlirakia.
PaionTos, IJcucüviog, l) ein Architekt aus Ephe¬
sos , vollendete mit Demetrios den Tempel der
Artemis (um 400 v. E.) und erbaute das Didy-
metiott zu Milet, 436 v. E. — 2) ein Bildhauer
aus Mende in Thrakien, arbeitete au den Sculp-
turen der Giebel des Zeustempels zu Olympia.
Paus. 5, 20, 6. Von diesen sowie von einer von
ihm gearbeiteten Nike, die die von den Athenern
nach Naupaktos versetzten Messeuier nach Olympia
weihten (Paus. 5,26, l.), find bei den deutschen Aus¬
grabungen in Olympia 1876 ansehnliche, zum Theil
wohl erhaltene Bruchstücke aufgefunden worden.
nairixi] hieß eine von den TLaitoi bewohnte
Landschaft des nördlichen Thrakiens. Hdt. 7,110.
Arr. 1, 11, 4.
Pakoros, JTazogos, Pacorus, parthischer Kö-
nigsname in der Familie der Arsakiden, beson-