IV. Einzelne Staaten Europa's. 145
4. Spanien und Portugal.
§• 58. Wir wenden uns nach Spanien. Hier be¬
stand seit 712 ein arabisches Chalifat, das aber bald
durch Trennungen nnd Uneinigkeiten sich abschwächte, wäh¬
rend unter den noch übrigen Christen ein ritterlicher Geist
erwachte, der den sühnen Unternehmungen des Pelag ins
und seiner Nachfolger gegen die Araber günstig war.
Die Araber wurden immer mehr gegen Süden gedrängt;
und bis 1250 hatten sie mir noch Granada in ne, wäh¬
rend die christlichen Königreiche Asturien, Leon, Gali¬
cien, Castilien, Aragon, Navarra allmählich sich
gebildet hatten. Unter den letzteren aber entstanden un¬
zählige Reibungen, wie in den übrigen germanischen
Staaten. Zn besonderem Ansehen erhoben sich endlich die
Königreiche Aragon nnd Castilien, welche die andern
mehr oder weniger von sich abhängig machten. Doch war
in beiden die Königsmacht noch sehr eingeschränkt; und
die obere Geistlichkeit nebst dem höheren Adel (den Gran-
d e n) führte das Wort in den Reichsversammlungen
(Cortes). In Aragon lautete der Huldigungseid der
Großen also: „Wir, die wir eben so gut sind, als Ihr,
machen Euch zu unserem Herrn unb Könige unter der
-Bedingung, daß Ihr unsere Rechte und Freiheiten achtet:
wo nicht, keineswegs." So waren die Könige fast blos
e>chattenfönige; aber nur um so eiserner wurde in der
Folge ihre Despotie. Nachdem hiezu schon gut vorgebahnt
war, kam Ferdinand der Katholische auf den Thron
von Aragon (1479 — 1516), ein herrschsüchtiger, ränke-
voller und gewissenloser Manu, der sich mit Jsabella
von Castilien vermählte und so den Grund zur Vereini¬
gung Der Königreiche legte. Mit diesen beiden wirkte 43
^ahre lang der gewaltige Geist des Kardinals Ximenes
zu Einem Ziele hin, dem der Erhöhung des königlichen
Ansehens. Die Inquisition mußte am meisten dazu helfen.
Vorerst setzten sie den Krieg gegen die Araber oder Mau¬
ren fort; und Granada ergab sich (1492) unter der
Handbüchl. d. Weltgcsch. (7. A.) 7