VI Die Griechen. 43
Smyrna, Ephesus it. ct., die auch das Neue Testament
erwähnt.
Das Volksleben der Griechen machte sich ganz anders
als im Morgenlande. Freiheit war das Losungswort,
das Alle im Munde führten. Keine Stadt wollte von
der andern abhängig sein; und so gab es fast so viele
Staaten als Städte. In den Städten herrschten anfangs
Könige. Diese wurden verdrängt; und nun schalteten
die Edeln (Aristokraten), unterbrochen von der Herrschaft
Einzelner (Tyrannen). Bald wollte auch das Volk etwas
zu sagen haben; und so entstanden Volksherrschaften (De¬
mokratien). Die guten Leute haben es also mit der Frei¬
heit versucht, freilich nicht mit derjenigen, die aus der
Wahrheit kommt; sie waren frei von der Gerechtigkeit
und der Sünde Knechte (Rom. 6, 20.). Das zeigt die
Geschichte; denn unruhiger kann es kaum irgendwo zu¬
gehen als hier, da Keiner unter dem Andern stehen wollte.
Besonders ragten später Sparta und Athen hervor,
stark gemacht durch die großen Gesetzgeber, Lykurg einer'
seits und Solon andererseits. Ihre Eifersucht aber
brachte dem übrigen Griechenland nicht nur harten Druck,
sondern am Ende gar den Untergang.
Indessen bildeten die Griechen doch ein ganzes Volk.
Ans den Hauptstädten kamen von Zeit zu Zeit Abgeord¬
nete zusammen, welche das sogenannte Amphik ty onen-
gericht bildeten. Auch dienten etliche Orakel (Weissage¬
orte) zur Vereinigung des Volks, namentlich Delphi in
Phocis, wohin Alles eilte, um die Zukunft zu erfragen
oder Rathschläge zu vernehmen. Das war aber von der
Stiftshütte der Israeliten so verschieden wie die Finster¬
niß vom Licht. Man setzte nämlich eine Priesterm auf
einen Dreifuß über ein Erdloch, von dem ein Dunst auf¬
quoll, der sie alsbald in die heftigsten Zuckungen versetzte.
Ihr Stammeln in diesem Zustande wurde von den Prie¬
stern aufgefaßt und als Wahrsagung für jeden Fragenden,
der mit reichlichen Geschenken kam, ausgegeben. Sonst
gab es auch gemeinsame Spiele oder Wettkämpfe,