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manisch-keltischen und romanischen Nationen in sich, sowie die Fern¬
kolonisation der Balten und ungarländischen Deutschen, während die
deutsche Nachbarschaftskolonisation besser dem nächsten Punkte vorbehal¬
ten bleibt. (Es wirft Licht auf ethnographische Dinge, über die bei vielen
Schülern die größte Unklarheit zu herrschen pflegt, und nötigt zur Über¬
schau weiter historischer und geographischer Horizonte.
2. Eng damit verwandt ist die Frage nach dem geschlossenen Sied¬
lungsgebiet der Deutschen im engeren Sinne und nach der Reichsgrenze
im Mittelalter. Soweit Urgermanten in Frage kommt, kann ein Ein¬
blick in die Hilfsmittel der Vorgeschichtsforschung, namentlich die sprach¬
lichen, erfolgen; Hauptgegenstand ist jedoch das allmähliche vorrücken der
Volks- und Reichsgrenze nach Osten durch Kolonisation und Mission,
deren ganze (Beschichte hier einbezogen werden kann. Zu beachten ist,
daß die Reichsgrenze sich nicht an die Volks- und Sprachgrenze hält1,
daß also das mittelalterliche Reich kein Nationalstaat ist. In Wieder¬
aufnahme eines bei der griechischen Geschichte besprochenen Themas
können hier (Erörterungen über Stadtstaat und Flächenstaat, Volksstaat
und Weltreich angeknüpft und die historische Verbreitung dieser Formen
bestimmt werden (reichliche Gelegenheit zu Wiederholungen).
3. Römer und Germanen. Sind auf der Unterstufe die kriegerischen
Zusammenstöße eingehender dargestellt worden, so werden im Dberkurs
die kulturellen Beziehungen in den Vordergrund treten. Seilers „Ge¬
schichte der deutschen Kultur im Spiegel öes deutschen Lehnworts" ist für
das Stoffliche eine fast unerschöpfliche Fundgrube, die einem auch die
Disposition erleichtert, hieran läßt sich gleich die sog. karolingische und
ottonifche Renaissance schließen, als weitere Stadien der Beeinflussung
Deutschlands durch das römische ßltertum.
4. Die (Einfälle asiatischer Barbaren (Hunnen, Hvaren, Magyaren,
Mongolen) in (Europa und ihre Bedeutung für dessen Kultur. Bei den
Mongolen fast einzige Gelegenheit, Rußlands Schicksale im Mittelalter
zu erwähnen.
5. Der französische Kultureinfluß auf das mittelalterliche Deutsch¬
land. Der Gegenstand ist einer besonderen Betrachtung sehr würdig.
Frankreich ist im Mittelalter kulturell das führende Land (Europas;
ihm sind die meisten und tiefsten Anregungen zu verdanken, wenn es
1 fluch im Westen gegen die Romanen nicht, worüber vielfach irrige An¬
sichten bestehen, vgl. die interessanten Untersuchungen Dietrich Schäfers, jetzt in
dessen „Aussätzen, Vorträgen und Reden" (2 Bde. Jena 1913.)